Dienstag, 12. Februar 2019

Alles ruhig an der Westfront

Der Krieg war nicht gut gelaufen in letzter Zeit. Soweit ich es von meiner Stellung aus beurteilen konnte, war die Befehlskette seit Längerem völlig zusammengebrochen. Auch die Kommunikationswege waren wohl gekappt, es wußte keine Einheit mehr, was die andere tat. Selbst über den ungefähren Frontverlauf gab es nicht einmal mehr Latrinenparolen. Es interessierte inzwischen aber auch keinen mehr. Dem Feind wiederum war es vor lauter Siegen wohl langweilig geworden, weshalb er es mit weiteren Offensiven nicht mehr eilig hatte. Nach der letzten, in deren Verlauf wir weit zurück gedrängt worden waren, hatte man mich von der Front weg zur Etappe abkommandiert. Meine Einheit war davor restlos zerschlagen worden, sodaß ich mich auf meinem neuen Posten unter lauter Fremden aller Waffengattungen wieder fand, deren Einheiten vermutlich alle nicht mehr existierten. Einquartiert waren wir in einem Landgut am Rande eines vom Kriege völlig unberührt gebliebenen Dorfes. Der Gründerzeitbau hatte mit seinen massiven Sandsteinmauern und dem großzügig umzäunten Areal fast schon etwas von einer Festung. Auch Wohnraum war mehr als genug vorhanden. Wie viele Soldaten hier insgesamt lebten, und ob es im Dorf noch weitere gab, wußte ich nicht. Man blieb ja unter sich in diesen letzten Tagen des Krieges. In meinem Falle hieß das, ich redete mit niemandem, was hätte es auch noch zu bereden gegeben, und verließ mein Feldbett nur für die notwendigsten Verrichtungen. Dere gab es freilich nicht viele, denn mein letzter Befehl, den ich vor Monaten erhalten hatte, war eben gewesen, in diesem Landgut Quartier zu beziehen, sonst nichts. Die ersten Tage nach meiner Ankunft hatte ich mit der Suche nach dem ranghöchsten Offizier verbracht. Ja, es waren tatsächlich Tage gewesen, zum Einen, weil zu dieser Zeit noch ein reges Kommen und Gehen geherrscht hatte, zum Anderen, weil ich von dem ewigen Schulterzucken, mit dem die Kameraden meine Frage nach dem Befehlshabenden erwiderten, schnell ermüdet war und also bald dazu über ging, jeden Tag nach dem Frühstück nur noch zwei, höchsten drei andere Männer zu fragen und mich den Rest des Tages von dieser Strapaze auf meinem Feldbett erholte, bis ich es schließlich ganz aufgegeben hatte, und nur noch unbeachtet dort herum lag, wie ein Invalider im Lazarett. Es gab auch schlichtweg keinen, an den ich mich hätte wenden können. Nicht einmal einen richtigen Wachtposten gab es. Was es gab, war ein Aschenbecher hinter dem schmiedeeisernen Hoftor, den irgend ein findiger Landser dort hingestellt hatte, sodaß sich fast rund um die Uhr ein paar rauchende Soldaten dort aufhielten. Öfters beobachtete ich aus dem zur Strasse gelegenen Fenster meiner Kammer, wie die Männer unbewaffnet ihren freiwilligen Posten bezogen. Dieser Schlendrian ärgerte mich ungemein, nicht zuletzt deshalb, weil ich selber gar keine Waffe mehr besaß. Die meisten Kameraden hier waren Panzergrenadiere, ausgestattet mit martialischen Uniformen, Stahlhelmen und vollautomatischen Waffen. Ich hingegen kam von der Luftwaffe, welche bereits zur Zeit meiner Einberufung keine handvoll intakter Flieger mehr besessen hatte. Als Luftwaffengefreiter war ich seit Kriegsbeginn lediglich mit einer hellblauen leichten Uniform und einer kleinkalibrigen Pistole minderster Qualität aus irgendwelchen Beutebeständen ausgestattet gewesen. Zum Einsatz war sie nie gekommen; denn das Kaliber war nicht kompatibel mit unserer Munition, und der Quartiermeister hatte mich auf meine Beschwerde hin mit der abschätzigen Bemerkung abgewiesen, was ich als Luftwaffenhelfer denn mit einer Pistole wolle. Irgendwann hatte ich sie einfach verloren und keinen Sinn darin gesehen, noch danach zu suchen.
Daß nun aber diese Raucher am Tor ihre wunderbaren, absolut tödlichen und einsatzbereiten Maschinenpistolen, Sturmgewehre und MGs, für die Munition selbst jetzt noch im Überfluß vorhanden war, einfach achtlos in der Stube liegen ließen, - mitten im Kriege! - das machte mich so über die Maßen verdrießlich, daß ich es bald vermied, noch aus dem Fenster zu schauen und schließlich den Rollladen auch tagsüber geschlossen ließ. "Für diese Männer", so dachte ich, "ist der Krieg nur eine Nebensache" - wenn nicht gar vorbei. Sie waren nicht feige, hatten an der Front durchaus ihren Mann gestanden, aber es fehlte ihnen an Leidenschaft. Befehle befolgten sie klaglos und zuverlässig - wenn es denn noch welche gegeben hätte - aber Eigeninitiative, das war offenbar schon wieder zu viel verlangt. Wenn sie da so rauchend und plaudernd im Kreise standen, mußte man sich nur die Tarnjacken wegdenken, und sie waren von Zivilisten durch nichts mehr zu unterscheiden. Manchmal fühlte ich mich wie in einer Jugendherberge aus friedlichen Kindertagen, was ein Grund mehr war, das Zimmer nicht zu verlassen. Bei mir selber verhielt es sich ja gerade umgekehrt zu den Rauchern am Hoftor. Eine Waffe besaß ich nicht, und meine Uniform trug ich bald nicht mehr, da ich ja doch kaum noch das Bett verließ. Und doch vergaß ich anders als diese Zivilistenseelen keine Sekunde lang, daß wir im Kriege waren, nicht einmal im Schlaf. Während es diesen stoischen Kerlen gleichgültig zu sein schien, ob sie gerade am Badestrand oder unter schwerer Artillerie lagen, quälte mich jeden Tag meine Nutzlosigkeit und ich hoffte wider alle Wahrscheinlichkeit, daß man mir doch noch eine MP und einen Stahlhelm geben und mich in die grosse Schlacht schicken würde. Von Tag zu Tag verdüsterte sich meine Laune dementsprechend und es wuchs in mir die Furcht, der Krieg könne ende ohne daß ich daran teilgenommen hätte. Da es absolut nichts zu tun gab, Zerstreuung meinem Pflichtgefühl zuwider gelaufen wäre, und mir die Gesellschaft jener, die das anders sahen, unerträglich war, wurde mir das ewige Warten bald zur Folter. Nur der Schlaf brachte Linderung. Im Traum lag ich immer an der Front. Also schlief ich irgendwann nur noch.

Freitag, 24. August 2018

Samstag, 11. August 2018

"Versöhnung"


Die BRD: Wo man das Andenken Deutscher Kriegshelden in den Dreck zieht und den feindlichen Terrorbombern Denkmäler setzt. Alles natürlich im Zeichen der "Versöhnung".

Zur Erinnerung:
Wer hat nochmal wem den Krieg erklärt, und zwar zweimal hintereinander?
Von welcher Seite kamen im Krieg zig Friedensangebote, die allesamt ausgeschlagen wurden?
Wessen Luftwaffe hat nicht einmal schwere Bomber in nennenswertem Umfange besessen und welche bereits Jahre vor Kriegsbeginn eine Luftdoktrin entwickelt, die ganz primär auf die Ermordung möglichst vieler feindlicher Zivilisten ausgerichtet war?
Bauen etwa die Briten Denkmäler für Deutsche Piloten, die während der Luftschlacht um England gefallen sind?
Und, heißt es jetzt Versöhnung, wenn der im Kampfe Unterlegene aus eigener Initiative dem Sieger die Füße küßt?


Es ist ja nicht einmal so, daß diese Art der Kniefallpolitik dem Verhältnis zweier Völker zuträglich sein würde. Eine echte Völkerverständigung muß zuallererst auf gegenseitigem Respekt beruhen. Solche hündischen Unterwerfungsgesten rufen aber bei niemandem Respekt hervor, sondern das Gegenteil. Es gibt genügend anständige Briten, die den unübertroffenen Leistungen der Wehrmacht im fairen Kampfe Anerkennung zollen, sowie es natürlich auch britische Soldaten gab, die ehrenhaft gekämpft haben. Die RAF hat sich aber der schlimmsten Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Wer zum feigen Vernichtungskrieg gegen Frauen und Kinder auszieht und dabei verdientermaßen abgeschossen wird, dem steht kein Denkmal zu, nicht in der Heimat und schon gar nicht im einstigen Feindesland.

https://www.pfalz-express.de/neustadt-gedenkstein-fuer-halifax-dk165-im-ordenswald-enthuellt/

Samstag, 21. Juli 2018

Fragment #75

Wie viel schöner als die christliche Utopie vom Himmelreich ist doch die Jenseitsvorstellung der heidnischen Römer, wo die Toten aus dem Fluß Lethe trinken, um alles zu vergessen. Damit kann der gesunde, nüchternen Geist noch etwas anfangen. Welche Vermessenheit, als armer, nichtswürdiger Sterblicher nach ewiger Glückseligkeit, nach seine Vorstellungskraft übersteigender Verzückung, nach nie endender Ekstase zu verlangen! Wenn schon im Diesseits den hervorragendsten selbst das kleinste Glück von einiger Dauer verwehrt bleibt, wie töricht zu glauben, daß der Geiz des Gottes, der uns schon im Diesseits so mißgünstig ist, ganz unvermittelt verschwenderischem Großmut weichen sollte. Hingegen fehlt es im echten Leben nicht an Indizien für die Möglichkeit des Lethe. Das Alter geht meist mit geistiger Umnachtung einher. Die Greise verwandeln sich in Kinder zurück, manche gar in Säuglinge. Sie vergessen alles, bis hin zu ihrem eigenen Namen. Sind sie ein paar Schritte gegangen, finden sie nicht mehr zurück...

Dienstag, 29. Mai 2018

Wirres Geschreibsel mit vielen Gedankensprüngen und am Ende sogar einer Polemik gegen den Papst


Dinge wie Form, Umgang, Manieren und vor allem eine positive, konstruktive Kunst, sind unverzichtbar, da diese Welt im Allgemeinen ein sehr häßlicher und schwer zu ertragender Ort ist. Noch dazu, und das ist das Schlimmste, wird kein zur Selbstreflexion fähiger Mensch umhin kommen, einzugestehen, daß er selbst einen guten Teil dieser Häßlichkeit in sich selber trägt. Da nun also das, was wir das Böse nennen, oder auch Krankheit, Wahnsinn, Angst und solche Dinge unmöglich aus der Welt zu schaffen sind, - wir sind ja alle ausnahmslos selber kontaminiert - ist das Beste was wir tun können, ein Mindestmaß an Harmonie wenigstens in der Erscheinungswelt herzustellen. Stattdessen tut beispielsweise die sogenannte Moderne "Kunst" gerade das Gegenteil, indem sie das ohnehin ästhetisch ausgehungerte Publikum erst recht mit der Nase in den Schmutz drückt. Sie trägt den Gestank und Schmutz der Gosse eifrig in die letzten Winkel, wo diese noch nicht von selber hineingedrungen sind. Dann haben wir einen marxistischen Papst, der unentwegt Dinge vom Stapel läßt wie: "Die Kirche muß an die Ränder der Gesellschaft gehen und nicht davor zurück schrekken, sich schmutzig zu machen."
Was soll das? Was will der Mann uns damit sagen? Er scheint die Geschichte und Tradition seiner eigenen Kirche nicht zu kennen, insofern es nicht um die lateinamerikanische "Rote Kapelle" des 20. Jhs. geht. Die Kirche ist immer an den Rändern der Gesellschaft präsent gewesen, früher vermutlich stärker als heute. Der ganze soziale Gedanke, selbst in seiner marxistischen Perversion wäre ohne das Erbe des Christentums undenkbar. Nur sah eben die Kirche beispielsweise des Hochmittelalters anders als der große Vorsitzende des Zentralkommitees der kommunistischen Partei des Vatikans keinen Widerspruch zwischen Caritas in den Slums und an den Pestkranken einerseits, und dem Errichten der schönsten, prächtigsten, erhabensten Bauwerken der Menschheitsgeschichte andererseits. Fünfzehnhundert Jahre lang ist es die Kirche gewesen, welche den gesamten abendländischen Kunstbetrieb innehatte. Vor dem Beginn der Renaissance hat es nicht einmal einen Unterschied zwischen profaner und religiöser Kunst gegeben. Denn jegliche Kunst war religiöse Kunst gewesen. Und man mag zum Glauben stehen wie man will: Vor den Zeugnissen christlicher Baukunst, christlicher Malerei, christlicher Musik sammeln sich noch heute die Massen ehrfurchtsvoll. Wen aber, ausser ein paar snobistischen kosmopolitischen Koksnasen interessiert die zeitgenössische "Kunst"? Eben. Niemanden. Denn diese Kunst ist häßlich, mickrig, oft auch einfach nur langweilig, uninspiriert, autistisch, defaitistisch, negativ - minderwertig. Sie unterscheidet sich in Nichts von der stumpfsinnigen, deprimierenden Realität des Alltagslebens, ausser vielleicht, daß sie diese sogar noch unterbietet. Es ist das Normalste von der Welt, daß ein junger Mensch im Zuge seines Reifeprozesses eines Tages feststellt, daß die echte Welt weitaus düsterer und ambivalenter ist, als sein kindliches Ich sich das hätte träumen lassen. Den bitteren Realitäten der Selbst- wie der Welterkenntnis soll man sich unbedingt stellen, keine Frage. Aber bei diesen Pfuschern ist es, als würden sie über die Pubertät niemals hinaus kommen. Sie stellen ein paar unschöne allgemeine Tatsachen fest, die ein gesunder, positiver Mensch zur Kenntnis nehmen und in sein Weltbild eben integrieren würde, - und krallen sich daran fest. Sie verbeißen sich regelrecht in ihrer "sozialen Frage", als ob es keine anderen Probleme und Lebensinhalte gäbe. Sie entwickeln eine Besessenheit für alles Negative, woran freilich kein Mangel herrscht, werden dabei ignorant gegen die andere Seite der Medaille und gelangen schließlich dahin, alles Schöne, Elegante, Erhabene zur Lüge zu erklären. Sie können es nicht ertragen, daß nicht alle Menschen sich wie sie in Selbsthass und falschem Mitleid (welches in Wahrheit Eitelkeit ist; die vermeintliche moralische Überlegenheit schmeichelt den Minderwertigen wie nichts anderes) suhlen und wollen sie nun kurzerhand dazu zwingen, indem sie eifrig wie die Ikonoklasten des alten Byzanz alle (in ihren Augen verlogene) Schönheit aus der Welt zu tilgen suchen, bis daß den Leuten gar nichts mehr übrig bleibt, als sich endlich den sozialen Mißständen zu widmen, quasi mangels Alternative. Schließlich lenkt die Schöngeisterei ja nur ab vom Wesentlichen, nämlich der unerhörten Tatsache, daß es auf der Welt doch tatsächlich Ungerechtigkeit gibt. Sowas aber auch. Die gesamte Menschheit zu Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu erziehen ist ein genau so lächerliches Unterfangen, als wolle man es der Tierheit austreiben, sich gegenseitig aufzufressen. Viel Spaß damit.
Jede menschliche Existenz, selbst die des Reichen ist so voll von Armseligkeit, Schmerz und Enttäuschungen, und zwar unausweichlich, daß meines Erachtens die größte Barmherzigkeit nicht im Verteilen von Brot besteht, sondern im Wirken des wahrhaft grossen Künstlers, der den Menschen Werke hinterläßt, an denen sie sich aufrichten können, die ihnen inmitten all des Schmutzes der Welt erlauben, wenigstens für Augenblicke die Freuden des Paradieses zu kosten, welche selbstverständlich nicht geistiger, sondern immer nur ästhetischer Natur sein können. Ein rein geistiges Himmelreich, das meine Sinne nicht ergötzt, darauf pfeife ich. Das ist blaß, das ist langweilig, das ist viel zu abstrakt, um der menschlichen Natur jemals gerecht werden zu können.

Aber der Herr Pontifex, der weiß das besser. Der setzt sich wie ein Eindringling, wie ein Fremder in den Vatikan, weigert sich den apostolischen Palast zu beziehen, wirft jahrhundertealte Traditionen im Minutentakt über Bord, und anstatt den Menschen wenigstens in der Predigt irgendeine Perspektive auf eine höhere Wirklichkeit aufzuzeigen, ist alles was er tut, sie permanent in altkluger Weise zu belehren, zu tadeln - kurz, ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden. Das Verhalten dieses Usurpators auf dem heiligen Stuhl erscheint mir in jeglicher Hinsicht anmaßender, überheblicher, ja arroganter, als es Mitren, rote Schuhe, goldbestickte Gewänder usf. jemals gewesen sein könnten. Diese penetrant zur Schau gestellte moralische Überlegenheit, all diese leeren Gesten, diese nur all zu berechnend inszenierte Bescheidenheit - das ist Pharisäertum in Reinkultur.

Montag, 30. April 2018

Gedankenverbrechen

Der Begriff "Holocaust" ist übrigens der römischen Liturgie entlehnt und meint ein rituelles Brandopfer. Von einer Schuldreligion zu sprechen ist also nicht abwegig. Interessant wäre, zu klären, welchem Gott dieses Opfer denn gedient haben soll und ob die Sakralisierung des Genozids ihn nicht nachgerade als schicksalhaften, notwendigen Vorgang verklärt. Im Christentum dient der Opfertod Christi der Erlösung der Menschheit durch stellvertretende Sühne Gottes zur Vergebung der Sünden. In der Holocaustreligion scheint es gerade umgekehrt zu sein. Die selbsternannten Priester dieses Schuldkultes leiten daraus eine immerwährende Erbschuld des Deutschen Volkes ab, für das sie ewige Buße zu leisten hätten, freilich ohne Aussicht auf Vergebung. 
Der Vergleich von Christentum und Schuldreligion ergibt noch eine interessante Parallele: In beiden Fällen kommt den Juden eine Schlüsselrolle zu. Während sie im Evangelium durch ihren Gottesmord endgültig den Sonderstatus als auserwähltes Volk vor Gott verlieren, treten sie in der neuen Religion sogar an die Stelle von Christus. Jetzt sind sie die Heiligen, das Opferlamm. Alle (weissen) Völker, insbesondere die Deutschen haben sie fortan anzubeten, wie sie früher den Christus angebetet haben.

Wenn man so will, kann man darin durchaus ein Antichristentum erkennen.

Mittwoch, 17. Januar 2018

Sancta vanitas

Ein gewisser Ralph Waldo Emerson hat einmal gesagt: "Das Gefühl, gut gekleidet zu sein, verschafft eine Sicherheit, wie sie keine Religion geben kann."

Als ehemaliger Papstanwärter mit einer Neigung zum "Overdressing" würde ich sagen: Quod erat demonstrandum.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Märchen mit Moral

Es war einmal ein Königssohn, der war sehr hübsch und reich und klug und wünschte sich nichts sehnlicher als ein ebenso hübsches, reiches und kluges Weib sein Eigen nennen zu dürfen. Also ging er zu seinem Vater dem König, der ebenso gütig wie streng war und bat ihn eines freien zu dürfen. Der König gab ihm zur Antwort: "Gewiss mein Sohn, ich werde alles veranlassen."
Nach wenigen Tagen ließ nun der König den gesamten Hofstaat im Thronsaal versammeln, den Sohn zu seiner Rechten, und es wurden zwei junge Prinzessinnen vor den Thron geführt, zwischen denen der Prinz wählen durfte, eine schöne und eine häßliche. Beide konnte der Prinz kaum ansehen. Denn die Schönheit der ersten war so groß, dass es ihm war als blicke er direkt in die Sonne. Er musste seine Augen erst an so viel Schönheit gewöhnen. Die Häßliche hingegen war so häßlich daß er den Wunsch verspürte blind zu sein wannimmer er sie ansah. Sie war ausserdem nicht nur hässlich, sondern sie stank auch, war an Aussatz erkrankt, war dumm und bösartig und gab von Zeit zu Zeit schrille Tierlaute von sich.
Der König sagte: "Nun wähle frei mein Sohn. Wisse aber dass beide Mädchen verflucht sind. Die eine, nun, sieh selbst - die andere aber lässt jeden Mann der sie berührt zu eben solch einer Kreatur werden, wie jener neben ihr."
Sprach der Königssohn: "Vater, wenn es sich so verhält, will ich lieber gar keine Frau haben."
Darauf der König: "Dann soll es so sein. Du wirst weder eine von diesen, noch irgendein anderes Weib jemals ehelichen. Es war übrigens klug von dir damit zu mir zu gehen und dir nicht etwa auf eigene Faust ein Mädel zu suchen. Denn wisse, ich habe Augen und Ohren noch in den hintersten Einsiedeleien des Reiches und es kann darin nichts geschehen ohne dass ich davon augenblicklich Kenntnis erlangte. Würdest du dich jemals irgendeinem Weibe ohne meine Erlaubnis nähern, so hätte man dich ergriffen und für immer eingekerkert bevor du sie auch nur berührt hättest."

So gab der Königssohn sein Ansinnen auf und sagte zu sich: "Ich hätte es auch schlimmer antreffen können. Wie viele Männer in unserem Reiche haben ebenso wie ich keine Frau, sind aber noch dazu arm und auch sonst ohne jegliche Vorzüge. Ich kann mir selbst genügen."

Bald darauf aber kamen Truppen des Nachbarkönigreiches und belagerten das Schloß. Wie sie auf den Zinnen des höchsten Turmes das Reich in Flammen aufgehen sahen fragte der Prinz seinen Vater den König, was dem denn voran gegangen sei. "Die beiden Prinzeßinnen die ich dir zuführte waren die Töchter dieses Königs. Nun rächt er deine hochmütige Zurückweisung seines Angebotes. Du allein bist schuld an unserem Los."

So wurde denn das ganze Königreich unterworfen, der Prinz und sein Vater wurden zu Galeerensklaven gemacht, und wenn sie nicht gestorben sind, dann rudern sie noch heute.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Email an "Ärzte ohne Grenzen"


 Sehr geehrte Frau ...,


als mich die sympathische junge Frau auf der Strasse um eine Spende bat, sagte ich in dem Glauben zu, dadurch einen Beitrag zur Bekämpfung von Seuchen in armen Ländern oder dergleichen zu leisten. Nun habe ich aber erfahren dass Ärzte ohne Grenzen sich aktiv an der Einschleusung illegaler Migranten nach Europa im Mittelmeer beteiligt. Ich betrachte die Flutung unseres Kontinents (insbesondere Deutschlands) durch Hunderttausende, ja letztlich Millionen kulturfremde Analphabeten, zumeist Anhänger einer vorsintflutlichen Gewaltreligion seit Jahren mit grosser Sorge und befürchte dass sie langfristig in einen Bürgerkrieg führt, mindestens aber zu der Etablierung des islamischen Terrors in Europa als Dauerzustand. Eine nicht mehr abreißende, ja sich stetig verstärkende Welle von Raub, Mord und Vergewaltigung durch muslimische "Flüchtlinge" erschüttert seit Beginn dieser neuen Völkerwanderung das Land. Besonders tun sich dabei eben die Nordafrikaner hervor, die Sie und viele andere NGOs so zahlreich nach Europa einschleppen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe nichts dagegen, wenn Sie Menschen in Seenot retten. Aber wenn man jemanden vor der Küste Lybiens aus dem Wasser zieht, muss man ihn eben wieder in Lybien absetzen. Die kriminellen Schlepperbanden wissen genau, dass die humanitären NGOs faktisch einen Fährservice nach Europa eingerichtet haben und dass sie mit ihren schwimmenden Todesfallen lediglich ein paar Kilometer zurück legen müssen, bevor irgendein humanitäres Schiff ihnen die "Fracht" abnimmt und damit letztlich ihr schmutziges Geschäft verrichtet. Auf diese Art stoppt man auch nicht das Sterben auf dem Mittelmeer, da man dadurch erst recht Anreiz für immer neue Glücksritter schafft, sich ebenfalls in Lebensgefahr zu begeben, im Vertrauen auf die Hilfe der Menschenrechtsorganisationen. Australien macht vor wie es richtig geht. Durch die strikte No-Way -Politik des Landes, wurde den Einwanderungswilligen jegliche Hoffnung auf Erfolg ihres Vorhabens genommen, weswegen sie sich nun erst gar nicht mehr auf die gefährliche Reise begeben. Folglich ertrinkt im Pazifik NIEMAND.
Das Engagement Ihrer Organisation mag gut gemeint sein, das kann ich nicht beurteilen, jedoch richtet es durch die aktive Unterstützung der Völkerwanderung tatsächlich unermeßlichen Schaden an. Wer halb Kalkutta aufnimmt, der rettet nicht Kalkutta, sondern er schafft ein zweites Kalkutta. Als Patriot würde ich es als Landesverrat betrachten, einer Organisation auch nur einen Pfennig zu spenden, die aktiv am Untergang Europas mitarbeitet, und wenn es auch in guter Absicht geschehen mag. Stattdessen werde ich das in Rede stehende Geld der Identitären Aktion zukommen lassen, die in mutigem symbolischem Einsatz NGO -Schiffe am Auslaufen aus Sizilien zu hindern versucht. Sie wollen nicht dass unschuldige Menschen sterben? Ich auch nicht. Jedoch habe ich mit all den durch muslimische Invasoren (natürlich sind nicht alle so. Aber viele. Und der Rest, die Christen ausgenommen, hat auch nichts hier zu suchen) ermordeten und geschändeten Frauen und Kindern meines eigenen Volkes letztlich deutlich mehr Mitleid als mit Glücksrittern (auch wenn sie unschuldig sind), die ohne Asylgrund ihr Leben aufs Spiel setzen, weil sie sich davon einen BMW und eine Blondine erhoffen, oder es zumindest auf die (noch) üppigen Sozialleistungen dieses Staates abgesehen haben, die eigentlich dem deutschen Volke zukommen und nicht Leuten die absolut nichts für dieses Land getan haben, sondern zuerst einmal die Hand aufhalten anstatt in ihren eigenen Ländern anzupacken oder die Islamisten zum Teufel zu jagen. Diese Leute fliehen vor Krieg? Das sind überwiegend gesunde Männer im wehrfähigen Alter. Früher nannte man das Fahnenflucht. Wenn diese Leute unter dem IS usw. leiden (und nicht heimlich oder offen mit ihm sympathisieren), dann ist es ihre verdammte Pflicht, diese Verbrecher bis zur letzten Patrone zu bekämpfen. Bei Gaddhaffi waren sie ja nicht so zimperlich, die armen Schutzbefohlenen. Letzten Endes besteht die ganz und gar nicht weit hergeholte Möglichkeit, dass über eines IHRER Schiffe islamische Terroristen zu uns gelangen oder schon gelangt sind. Damit ist alles gesagt.
Am Ende des Tages bedeuten mir das Schicksal meines Landes, meiner Kultur und meiner Glaubensgenossen (die von den Fachkräften in spe schon mal über Bord geworfen werden) mehr als das irgendwelcher Mohammedaner, deren Länder letztlich deshalb so unterentwickelt sind, weil dort eine barbarische, menschenfeindliche Religion herrscht deren Prophet ein Mörder, Kriegstreiber und Psychopath war und die selbstständiges Denken und Freiheit als Ketzereien betrachtet.

Ich bitte Sie daher, meinen Spendenauftrag zu stornieren.

Mit freundlichen Grüßen

Hans W.

Heute mal was Lustiges

Während unsereiner sich aufgrund von Langweile und Überdruss in virtuelle Welten flüchtet und sich den Rest der Zeit den Kopf über Fragen zerbricht auf die es keine Antwort gibt, werden manche Leute bisweilen bösartig, wenn sie zu viel Zeit haben. Ein besonders liebenswertes Exemplar dieses Typus stellt der Nachbar meiner Großmutter dar, Herr S. Der Mann ist Rentner und erfreut sich trotz seines hohen Alters bester Gesundheit, womit er eine weitere Bestätigung für den Wahrheitsgehalt des alten Sprichwortes liefert, wonach Unkraut nicht vergeht. Wenn ihn die Frage, was er mit seiner unbegrenzten Freizeit anfangen soll auch vor ein unlösbares Rätsel stellt, so beweist er ein unendliches Maß an Kreativität, ja an Phantasie, wenn es darum geht Anlässe für den nächsten Nachbarschaftsstreit zu erfinden. Tatsächlich besitzt der Mann ein solches Talent im Anzetteln sinnloser Konflikte, dass er als amerikanischer Aussenminister infrage käme. Lustigerweise war der nette Herr bereits Nachbar meiner Großeltern, als diese noch in H. gewohnt haben. Damals blieben sie noch von dem Psychopathen verschont, da er sich auf einen anderen Nachbarn eingeschossen hatte, mit dem er auch schon mal auf offener Strasse eine Schlägerei anfing (wir reden hier von gut situierten, bürgerlichen Leuten). Besonders liebt S. aber das Prozessieren. Er besitzt das juristische Fachwissen eines Verfassungsrichters und ist ein Genie darin, das Gesetz auf seine Seite zu bringen, und wenn er zehn mal im Unrecht ist. Nur einmal hat er einen Prozess verloren, gegen besagten Nachbarn. Das war wohl die größte Schmach, die er in seinem ganzen Leben jemals erleiden musste (bezeichnenderweise war er im Berufsleben sehr erfolgreich gewesen). S. war so erbittert darüber, dass er aus dem Haus auszog. Und von allen Orten auf dieser Welt musste der Irre natürlich eine Wohnung in demselben Haus nehmen, in das meine Oma nach dem Tode des Großvaters gegangen war. Aber das Schicksal gewährte ihr noch eine Gnadenfrist, denn S. knöpfte sich zunächst wieder die andere Nachbarin vor, eine völlig harmlose Witwe, die keiner Fliege etwas zuleide tut. Nachdem er die Frau solange bedrängt hatte, bis sie sämtliche (dezenten) Dekorationen aus dem Flur entfernen musste und irgendein winziges Blumenbeet vor dem Hauseingang zugepflastert wurde, war er nicht etwa zufrieden, sondern lief erst richtig zu Hochform auf. Mit einem Rohr, das von ihrem Balkon abging und seiner unermüdlichen Recherche zufolge gegen irgend eine absurde Bauvorschrift verstieß hatte er den perfekten Casus Belli gefunden. Als die Nachbarin sich nicht geneigt zeigte seiner Forderung nach sofortigen Umbaumaßnahmen auf eigene Kosten nachzugeben, zeigte er sie selbstverständlich an und zwang ihr einen jahrelangen Rechtstreit auf, der die arme Frau eine Menge Geld kostete. Schlimmer aber war der psychische Druck für sie. Als S. schließlich den Prozess gewann (die Schmach von H. war wieder gut gemacht), war sie mit den Nerven endgültig am Ende und verließ die Wohnung, obwohl sie mit meiner Großmutter gut befreundet gewesen war. Und die wurde nun sein nächstes Opfer. Wer meine Großmutter kennt weiß dass sie die Harmlosigkeit in Person ist. Ich meine sie ist eben wirklich ein Großmütterchen. Geht jeden Sonntag in die Kirche, war ihr Leben lang Hausfrau, spendet für wohltätige Zwecke und wählt CDU (da hilft auch kein Zureden). Auch legt sie Wert auf Ordnung, Sauberkeit und Höflichkeit. Mit anderen Worten ist sie eine Zumutung für rechtschaffene Bürger wie Herrn S. und seine werte Gattin (so eine Art willenloser weiblicher Sidekick von ihm), die sich in den obligatorischen regelmäßigen Eigentümerversammlungen immer wieder bitter über ihre anarchistische Lebensweise beklagen. Ohne jemals einen Fuß hinein gesetzt zu haben wissen die Schmids beispielsweise von katastrophalen Hygienemängeln in der Wohnung meiner Oma, ja sie vermuten dort gar eine Art Pilzbiotop (kein Scherz). Absolut zur Weißglut bringt es S. wenn meine Großmutter gelegentlich Klavier spielt. Wir reden hier nicht von Mitternachtskonzerten. Und auch nicht von Experimentaljazz. Nein, es reicht völlig, wenn sie am frühen Nachmittag ein wenig Mozart klimpert, dass S. Amok läuft. Und er läuft wirklich Amok. Was hat er nicht schon alles versucht um meine Oma zum Schweigen zu bringen: Wildes Hämmern und Schreien an ihrer Tür, andauerndes Stampfen auf den Boden (er wohnt ein Stockwerk höher), solange bis sie aufgibt, ja er hat sich sogar eine Bohrmaschine genommen und damit so lange sinnlos Löcher in irgendwelche Holzbretter gebohrt, bis Ruhe war. Sein bisher lustigster Einfall war es aber, mit dem Hochdruckreiniger durch eine Abflussöffnung, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen, den Balkon meiner Großmutter unter Wasser zu setzen. Sie hat buchstäblich die Fontäne durch das Fenster gesehen. Die besagte Abflussöffnung ist ihm nun das geworden, was ihm bei der vorherigen Nachbarin das vorschriftswidrige Rohr gewesen war. Es handelt sich dabei einfach nur um vier kleine Löcher im Boden des Balkons, von denen eines sich nun über dem Garagentor der Schmids befindet. Wenn meine Oma nun ihre Blumen gießt, kann es vorkommen, dass ein paar Tropfen Wassers auch vor Schmids Garage landen. Ja genau: ein paar Tropfen Wasser (S. im O-Ton: "Kübel mit Fäkalien"). Kurz und schlecht, nach wiederum jahrelangem Dauerterror hat er nun meine Großmutter so weit, dass sie die Öffnungen verschließen lassen muss. Und hier komme ich ins Spiel. Denn Schmids Kleinkrieg gegen meine Oma ist seit Jahren von einem regen Schriftverkehr zwischen S., der Hausverwaltung und unserer Adresse begleitet, der inzwischen über Email abgewickelt wird. Da meine Oma kein Internet hat, läuft das Ganze über mich. Das läuft so dass S. die Hausverwaltung nervt, die sich aus der Sache lange heraus halten wollte und die Beschwerden unkommentiert an uns weiter gegeben hat. Als ich nun heute die offizielle Anordnung für die Umbaumaßnahme erhielt, hab ich mir die Mailadresse der Schmids besorgt und habe ihnen einen "Vorschlag zur Güte" unterbreitet. Es folgt meine Email an die Herrschaften im Original (Fehler inbegriffen).




Nicht geehrte Herr und Frau S.,

leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Entfernung von drei der vier Abflüsse auf dem Balkon von Frau W. nun doch nicht vorgenommen werden kann. Nach reiflicher Überlegung haben wir nämlich entschieden, dass die 250€ besser investiert sind, wenn wir sie dem nächstbesten Obdachlosen in die Hand drücken, damit er sich davon Schnaps und Zigaretten kaufen kann. Im Hinblick auf Ihren allseits bekannten Großmut bin ich zuversichtlich, mit dieser Entscheidung bei Ihnen auf Verständnis zu treffen. Was das Problem mit dem Abfluss betrifft, so möchten wir Ihnen einen alternativen Lösungsvorschlag unterbreiten. Für den Fall nämlich, dass sie sich bereit erklären, ihren Wohnsitz in die sibirische Tundra zu verlegen, können wir ihnen versichern, für alle Zeiten vor weiteren Belästigungen durch meine Großmutter bewahrt zu bleiben. Selbstverständlich würden Sie nicht auf den Kosten für den Umzug sitzen bleiben. Denn im Gespräch mit Ihren Nachbarn und allen Menschen, die Sie kennen offenbarte sich eine überwältigende Bereitschaft, Sie in diesem Falle durch eine Sammelspende zu unterstützen. Das einzige Problem, das noch aus dem Weg zu räumen wäre, ist die unkooperative Haltung der russischen Botschaft, mit der ich bereits ein Sondierungsgespräch in Ihrem Namen geführt habe. Nachdem ich ihm kurz in groben Zügen von Ihnen berichtet habe, meinte der Beamte, dass auch die russische Föderation gewisse Mindestanforderungen an Einwanderungswillige stelle, die er bei Ihnen beiden leider nicht erfüllt sieht. Wörtlich sagte der Mann etwas von irgendwelchen überfüllten Irrenanstalten in seinem Land. Ich weiß auch nicht worauf er damit hinaus wollte. Da sprach vermutlich der Vodka aus ihm... Jedoch lässt sich dieses kleine Hindernis gewiß durch eine kleine Spende an die Grenzwächter, für die Ihre Nachbarn, Freunde (kleiner Scherz), und Verwandten gerne zusätzliches Geld beisteuern werden. Wenn Sie dann noch eine eidesstattliche Versicherung abgeben, sich der Zivilisation in Russland auf niemals weniger als 100 Kilometer zu nähern, wird sich die Botschaft bestimmt kompromißbereit zeigen. Da es an Ihrem neuen Wohnort keine Menschen und auch keine Klaviere gibt, werden Sie sich dort sicher wohl fühlen. Und bedenken Sie, dass Sie durch ihre Auswanderung letztlich auch Ihre geliebte Heimatstadt L. zu einem besseren Ort machen würden. Das wäre solchen sympathischen Philanthropen, wie Sie es beide sind sicher eine Ehre.

Mit unfreundlichen Grüßen

Hans W.

Montag, 8. Mai 2017

Fragment zur Willenskraft

Woran werden wir gemessen? Etwa an der Moral? Nein, daran mißt uns die Gesellschaft, insbesondere dann, wenn es unserer Verurteilung oder Erpressung dient. Unsere Kraft, unsere Energie ist es, woran wir gemessen werden.
Energie, das ist dasjenige, was bewirkt, dass Veränderung geschieht. Genau wie in der Natur Kräfte wirken, sodass kein Stillstand in ihr möglich ist, so verfügt für gewöhnlich jeder Mensch über ein gewisses Energiepotential, das er sowohl nach außen, als auch nach innen richten kann. So kann der Mensch seinem eigenen Willen gemäß Veränderungen in seiner Umwelt bewirken - immer voraus gesetzt, ihm steht genügend Energie zur Verfügung. Jedoch werden der Reichweite seines Willens in der Außenwelt von widerstrebenden Energien, wie den Naturgewalten und fremdem Willen meist enge Grenzen gesetzt. Freiheit wird dem Einzelnen also nur in dem Maße zuteil, wie sein persönliches Energiepotential das anderer Menschen übersteigt. Indem er nun aber kraft seines stärkeren Willens sich auch fremde Energiepotentiale nutzbar macht, kann er Energien bündeln und sich damit auch die Natur unterwerfen.
All dies sind fundamentale Vollzüge menschlichen Daseins und als solche nicht weiter der Rede wert. Was jedoch gerne übersehen wird, ist, dass diese Willensenergie sich nicht nur nach außen richtet. Das menschliche Bewusstsein, Sitz des Verstandes und des Willens ist vielmehr als eine Schnittstelle zwischen zwei Welten zu betrachten: der äußeren objektiven und der inneren subjektiven Welt. Unsere materialistische und oberflächliche Gegenwartskultur bringt es nun mit sich, dass das Bewusstsein der meisten Menschen ganz einseitig nach außen gerichtet ist. So befasst sich der moderne Mensch ausschließlich mit der einen Hälfte der Wirklichkeit ohne die andere auch nur zu registrieren. Dies bedeutet nun keineswegs, dass die Innenwelt, also sein Unterbewusstes ihn nicht berühren würde. Denn auch in dieser verborgenen Welt wirken Energien, die den Naturgewalten in Nichts nachstehen. Je nachdem werden diese Kräfte nun entweder dem Willen des Menschen dienen, oder aber sie werden ihn behindern. All dies vollzieht sich aber unbemerkt vom Bewusstsein. Das Bewusstsein sieht nur, dass der Wille erfolgreich agiert, oder nicht, doch wird es in jedem Falle die Ursache dafür in der Außenwelt suchen, indem es irrtümlich davon ausgeht, Wille sei eine unbegrenzt verfügbare Kraft gleich dem Sonnenlicht, die jeder Mensch gleichermaßen nach Belieben anzapfen könne. Daher rührt auch die absurde, und zufällig immer nur von erfolgreichen (also willensstarken Menschen) inbrünstig vorgetragene Überzeugung, jeder Mensch könne alles erreichen, so er nur will. Hierbei handelt es sich natürlich um einen Aberglauben.
Während der Ursprung aller Energie im Dunkeln bleibt, so läßt sich zumindest eine versuchsweise Einteilung verschiedener Gattungen von Energie vornehmen.

1. Physische Energie: Licht, Elektrizität, Wärme, Bewegung, etc.
2. Willensenergie: Jene Energie, über die das Ich-Bewusstsein verfügt. Das sind Wille und Verstand.
3. Psychische Energie: Die un-/unterbewussten Urkräfte der Seele als Pendant zu den Naturgewalten der äusseren Welt. Man spricht auch von den Trieben, wobei der Begriff leider stark zoologisch behaftet ist.

Der erste Punkt ist vernachlässigenswert, für unsere Betrachtung völlig uninteressant, weil selbsterklärend und banal. Widmen wir uns daher lieber den beiden wirklich entscheidenden Kräften, dem Willen und dem Unterbewussten, und zwar in Bezug auf das Ich.
Das bewusste Ich nämlich bildet quasi die Schnittstelle zwischen der Innen- und der Umwelt. Als Umwelt ist hier, da die unbelebte Materie wie gesagt nicht weiter interessiert die übrige Menschheit im Unterschied zu dem Ich aufgefasst.
Da nun der Mensch ein Beziehungswesen ist, steht sein Ich in dreierlei Beziehungen: Es verhält sich zu der Umwelt, zu sich selbst, und zu seinem un- und Unterbewussten. Das ich selber ist ein absolutes Wunder, ein Mirakel in jedem Falle. Von seiner Existenz lässt sich das Postulat der Gottesebenbildlichkeit des Menschen ableiten. An diesem Ich aber, über das wir mehr nicht wissen, als wir wissen, zerren nun die beiden Welten, die Umwelt und die Innenwelt.
Da wäre zum einen die Innenwelt mit ihren Trieben, die ihm meist unbemerkt (sofern es sich nicht um die natürlichsten Bedürfnisse handelt) Anliegen vorgibt, die es sich in einem zweiten Schritt zueigen macht, sodass es sie zu seinem Willen macht. Und auf der anderen Seite ist da die Umwelt, das soziale Gefüge, in welches das Ich notwendig eingeordnet ist, da es ein Verhältnis ist. Je nachdem wie stark es ist (stark hier nicht im energetischen Sinne) wird das Ich sich auch den Willen der Umwelt, welchen auch diese aus ihren sie konstituierenden Innenwelten bezieht zueigen machen, das heißt je stärker, um so weniger. Denkbar ist darüber hinaus auch eine Konstellation, in der eine starke unterbewusste Triebnatur ein schwaches Ich kontrolliert, welches dann gleichermaßen gegen den Willen der Umwelt agiert. Hier liegt die Gemeinsamkeit von Helden und Verbrechern. Eine Souveränität des Ich gegenüber den Inneren und äusseren Fliehkräften erscheint indes ebenso wünschenswert wie unmöglich.

Hier kommt die Energie ins Spiel. Genauer die Energie des bewussten Willens. Nur sie kann die Klippen des Skylla des Unterbewussten und der Charybdis seiner Umwelt sicher durchqueren. Nur derjenige Mensch ist wahrhaft frei zu nennen, dessen bewusste Willensenergie die sowohl seiner Triebnatur, als auch des auf ihn wirkenden fremden Willens übersteigt. Bei den meisten Menschen jedoch, die einen starken Willen zu haben scheinen, erweist es sich bei näherem Hinsehen, dass nicht ihr Wille stark ist, sondern ihre Triebnatur, und dass von dieser ihrem Willen und Verstand die Energie zur Erreichung ihrer Ziele zufließt. Selbst von der sozialen Umwelt, die inform des Über-Ich quasi eine Botschaft innerhalb der Psyche unterhält kann das ich seine Energie beziehen. Ein schwaches Ich wird also entweder zum Sklaven seiner Triebe, oder zum Sklaven seiner Umwelt, zu einem Mitläufer und Spießer oder ggfs. eben zum verhetzten Pöbel.

Die denkbar schlimmste Kombination ist die aus einer schwachen Triebnatur und einem noch schwächeren Ich, welches jedoch sich weigert, dem Über-ich Folge zu leisten. Dieses Ich bekommt nun an sich selbst zu spüren, was es bedeutet, gottebenbildlich, aber nicht gottgleich zu sein. Zu stark zum Gehorchen, zu schwach zum Herrschen, steht es vollkommen isoliert und gelähmt einer feindseligen Welt gegenüber und wird zwischen den eigenen Gegensätzen aufgerieben. Sein Verstand (auch eine Form von Energie) durchschaut den Betrug der Herdenmoral ebenso wie den seiner Triebnatur. Doch sein Wille ist zu schwach, jener Erkenntnis des Verstandes Taten folgen zu lassen.

Stolz ist Trumph

Meine Sympathie für sämtliche restaurativen Bemühungen auf europäischem Boden rührt in erster Linie von deren Aussichtslosigkeit her. Jeder, der solches aus ehrlicher Überzeugung heraus unternimmt ist in meinen Augen ein hoffnungsloser Romantiker. Hoffnungslos kann hierbei wörtlich verstanden werden. Wobei: Wer ist denn hoffnungslos? Derjenige, der nicht hofft, oder der keinen Anlaß zur Hoffnung hat? Im Endergebnis sind beides Formen von Hoffnungslosigkeit, denn auch wenn ein günstiger Ausgang nicht unmöglich ist, wird er es spätestens dadurch, dass man eben nicht darauf hofft. Denn wer nicht hofft, der verhält sich entsprechend passiv-defensiv und wird nichts unternehmen, was zu einem guten Ende beitragen könnte. Er betreibt nur Schadensbegrenzung. Damit wäre wie ich glaube der Typus des Konservativen recht treffend beschrieben. Er ist insoweit Realist, als er die Unmöglichkeit einer Rückkehr zu den alten Verhältnissen nicht sieht und insofern Phantast, als er meint, durch Beharrlichkeit wenigstens den Status Quo erhalten zu können.. Tatsächlich ist der einzige tatsächliche Effekt konservativer Politik, dass sie den sogenannten Fortschritt verlangsamt und damit letztlich der Sache der Fortschrittspartei dient, indem sie dem Volk Zeit gibt, sich an den Umsturz zu gewöhnen, sodass es sich nicht auflehnt. Von Zeit zu Zeit ergibt es sich jedoch, dass der lächerliche Widerstand der Konservativen allzu halbherzig wird, die Progressiven wiederum allzu ungestüm vorpreschen, sodass sich doch einmal ein gewisser Unmut im Volke regt. In einer solchen Phase befinden wir uns jetzt. Das deutsche Parlament wird faktisch von einer sozialistischen Einheitsfront aller Parteien geführt, die den Umbau dessen, was von Deutschland übrig ist, in einen "bunten, weltoffenen" Vielvölkerstaat, d.h. in eine ökosozialistische Bananenrepublik, ein halb totalitäres, halb anarchisches Monstrum mit wachsendem Nachdruck forciert. Dieser demokratische Moloch nimmt mehr und mehr die Gestalt einer Hure Babylon an: Ein apokalyptisches Völkerchaos, Paradies allein für parasitäre Elemente, Schwerkriminelle, Krämer- und Beamtenseelen, internationale Großkonzerne und natürlich für die zum Staatsfetisch avancierten Homosexuellen und andere Perverse. Wüstester Materialismus, Vergötzung des Geldes, Zerstörung der Familie und der Mittelschicht, Blasphemie, Sodomie, Denunziantentum, Sklavenmentalität auf der einen, pharisäischer Moralimperialismus auf der anderen Seite, hündische Unterwürfigkeit gegen alles Fremde bei gleichzeitiger Unerbittlichkeit gegen das eigene Volk - all das sind nur einige Eckpfeiler dieser neuen Ordnung. Und siehe da, nachdem also die Generalsekretärin des Zentralkomitees der CDUSPDLIGRÜ per Dekret die endgültige Preisgabe deutschen Bodens an fremde Invasoren verfügt hat - und damit dem Land endgültig eine (auf lange Sicht) tödliche Dosis Buntheit verabreichte, wagen es geschätzte 5% der Gesamtbevölkerung, Bedenken dagegen anzumelden, indem sie ihre Stimme einer Partei geben (oder dies beabsichtigen), welche sich irgendwo zwischen Konservatismus und Reaktion aufstellt. Das intelligentere Fünftel der restlichen 95% freut sich über die Abschaffung Deutschlands, während der Rest, also die grosse Mehrheit nicht einmal registriert, was sich hier tatsächlich abspielt. Es kann in der Tat als ausgemacht gelten, dass ein Großteil der Menschen niemals über das geistige Stadium von Grundschülern hinaus kommt. Diese Menschen leben in einer Art Traumwelt, geleitet einzig und allein von ihren Emotionen, von Ängsten und Aberglauben. Man könnte vor ihren Augen das größte Verbrechen aller Zeiten begehen - solange dabei kein Blut fließt und ein studierter Mensch ihnen die Notwendigkeit des Geschehens erklärt, nähmen sie keinen Anstoß daran. Man fragt sich angesichts der obszönen Dummheit der Massen allerdings, wie es die Rasse Mensch überhaupt bewerkstelligen konnte, Zivilisationen zu errichten. Meine Vermutung geht dahin, dass dies einzig und allein das Verdienst ganz weniger herausragender Individuen darstellt, die kraft ihrer göttlichen Begabung es irgendwie zustande brachten, die Masse wie Lehm zu einem tragfähigen Gebäude zu formen. Wenn es sich so verhalten sollte, wäre zumindest der durch und durch unschöpferische Charakter des demokratischen Systems auf sämtlichen Gebieten ausser Medizin und Technik erklärt. Die seelenlosen Maschinenmenschen, welche eine solche (Un-)Ordnung hervorbringt, können ganz folgerichtig nur noch auf dem Gebiet kalter Verstandesleistungen glänzen. Sucht man jedoch in dieser Zeit nach bleibenden Werten, insbesondere nach Schönheit, Eleganz, Würde, Ehre, Grösse - dann sieht es finster aus. Da ist einfach nichts in dieser Richtung. Und wenn doch einmal solche geistigen Werte auftauchen, dann immer stets nur als Anomalie, als vollkommen atypische, fremdartige Abweichung. In dieser Hinsicht ist die Menschheit nun wieder auf den Zustand im Anbeginn der Geschichte zurück geworfen, da einzig und allein die ganz wenigen hochbegabten Individuen ihr den Weg weisen können. Nicht Religion, nicht Moral, nicht der Staat, nicht die Tradition (all dies ist ja in unserer Zeit enstellt und Zweckentfremdet) - nein, nur die große Einzelpersönlichkeit besitzt heute noch einen Wert. Charakter ist Trumph im Massenzeitalter. Befreien wir uns also von den Lügen der totalitären Demokratie. Hören wir nicht länger auf diejenigen, die von Wert und Würde aller Menschen faseln, die uns weismachen wollen, wir würden uns sämtlich nur in den Aszendenzien, niemals aber in der Substanz unterscheiden. Denn indem sie der Masse Wert und Würde zusprechen, die sie nicht hat, entwerten und entwürdigen sie damit gleichzeitig das Individuum, das allein einen Wert besitzen kann. Dieser neue Universalismus redet uns ein, der Stolz auf sich selber, auf das Eigene sei verwerflich. Man soll den anderen, den Fremden höher schätzen als sich selbst. Bei Völkern, die in einer solchen Sklavenmentalität erzogen werden, ist es kein Wunder, wenn sie jede Vergewaltigung seitens des Staates stumm über sich ergehen lassen. Wenn es früher hieß "du bist nichts, dein Volk ist alles", dann sehen wir darin eine brutale Mißachtung des Individuums. Wenn aber heute eine Ideologie vorherrscht, die faktisch darauf abzielt, dass der einzelne nichts ist, die Menschheit aber alles, dann nehmen wir daran keinen Anstoß und sehen nicht einmal, dass dieser Ansatz noch viel radikaler ist.
Bei einem wertlosen Menschen ist Selbstbewusstsein und Stolz Anmaßung und Überhebung, so viel ist richtig. Daher muß jeder, der sich selber den Stolz verbietet sich selber für wertlos halten. Wenn du aber einen Wert besitzt, und zwar nicht, weil du "ein Mensch" bist, sondern weil du gerade aus der Masse der Menschen heraus ragst, warum stellst du dann dein Licht unter den Scheffel. Warum heuchelst du eine Bescheidenheit, die du gar nicht nötig hast? Warum fürchtest du das Urteil von Menschen die unter dir stehen?
Mit dem Stolz verhält es sich nämlich wie mit der Hoffnung: Wenn du keinen Anlaß hast, stolz zu sein und es trotzdem bist, dann machst du dich nur lächerlich. Wenn du aber stolz sein könntest und es nicht bist, dann ergeht es dir genau wie einem, der wirklich wertlos ist, dann verkaufst du dich unter Wert und verzichtest ohne Not auf das, was dir zusteht.

Wer aber in diesen Zeiten gegen alle Wahrscheinlichkeit hofft und dies aus berechtigtem Stolz tut, der macht sich nicht lächerlich, wenn auch seine Hoffnung vergeblich sein mag. Unser Stolz ist das einzige, was der "Fortschritt" uns nicht nehmen kann.

Darum Widerstand bis zum Letzten.

Freitag, 14. April 2017

Drei Typen

Der Mensch ist zwar ein potentiell vernunftbegabtes Wesen. Jedoch ihm eine Vernünftigkeit als maßgebliche Grundeigenschaft zu attestieren schießt weit über das Ziel hinaus. Wenn wir von einem Homo Sapiens sprechen wollen, sollten wir zuvor noch einen Begriff für die dann offensichtlich daneben exsistierende zweite Menschenrasse finden, bei welcher von Sapientia keine Spur festzustellen ist.

Warum schreibe ich so viel gegen die Vernunft und die Vernünftigkeit an? Wer mich kennt weiß, dass ich weit eher ein Kopf- als ein Gefühlsmensch bin. Meine Instinktschwäche zwingt mich geradezu, auf den Verstand auszuweichen. Auch würde ich niemals leugnen, dass ein Großteil aller Alltagsschwierigkeiten und Konflikte durch den Einsatz der Vernunft vermieden, wenn nicht gar gelöst werden könnten.
Welcher denkende Mensch kennt nicht diesen Anflug von Melancholie angesichts einer Welt von Halbwilden, die ihn innerlich seufzen lässt: "Warum können die Menschen nur nicht vernünftig sein?".
Oder wer kennt nicht diesen schiller´schen Typus des ewigen Pädagogen, der unentwegt bemüht ist, die Menschen aufzuklären und zur Tugend zu erziehen, sei es durch Worte oder durch gutes
Vorbild?
Wer kann seine Zustimmung und Bewunderung versagen, wenn er die feingeistigen Gedankengänge der Philosophen hört, die von Tugend und Besonnenheit handeln?

Ja, es ist ganz wahr und recht, dass diese Welt eine bessere wäre - zumindest eine sehr viel weniger problematische, wenn die Menschen mehr ihrem Verstand folgen würden, als ihren dunklen Trieben und Leidenschaften. Und doch: Ist nun das Irrationale am Menschen selber das Problem? Es gibt viel Schlechtes in dieser Welt, wie Umweltzerstörung und Massenvernichtungswaffen, das ohne einen massiven Verstandeseinsatz niemals zustande gekommen wäre. Die abendländische Verstandeskultur war es, die, vom antiaufklärerischen Islam einmal abgesehen, alle größeren Probleme verursacht hat, an denen diese Welt heute krankt. Der Idealist würde mir nun entgegnen, Atombomben und Raubtierkapitalismus seien zwar Produkte höchster Verstandesleistungen, jedoch keineswegs vernünftig im universalen, ethischen Sinne. Und genau darin liegt der grosse, fatale Irrtum dieser wohlmeinenden Menschheitserzieher, dass sie immerzu in Universalismen denken. Je nach persönlicher Prägung begreifen sie entweder "die" Vernunft als ein kosmisches Prinzip, welches genau wie für Mathematik und Physik auch für das menschliche Zusammenleben objektive, universale Gesetze kennt, oder aber sie vermuten hinter der Schöpfung einen göttlichen Plan (welcher im Endergebnis mit der abstrakten Vernunft gleichgesetzt werden kann), der den Menschen in eindeutiger Weise vorgibt, wie sie sich verhalten sollen und wie nicht. Die Missachtung solcher postulierter Universalgesetze ziehe demnach negative Folgen für den Delinquenten genau so zwingend nach sich, wie für das Kind der sprichwörtliche Griff nach der Herdplatte - auch wenn sie aus Unwissenheit geschieht. Ein schlechter Mensch kann demnach nicht gleichzeitig auch ein glücklicher sein, da unsere Psyche gemäß der göttlichen/vernünftigen kosmischen Ordnung so geartet sei, dass sie letzten Endes auf ein ethisch korrektes, vernünftiges Handeln (man beachte die Gleichsetzung von Ethik und Vernunft) hin ausgelegt ist und Zuwiderhandlung durch Depression und Neurosen bestrafe, Tugend hingegen durch Zufriedenheit und inneren Frieden (Ataraxie) belohne.
In diesem Modell einer vermeintlich logischen Weltordnung erscheinen nun die Entscheidungsfähigkeit des Menschen, sowie vor allem sein unterbewusst-Triebhaftes als Anomalien, welcher einer ständigen Korrektur durch den Verstand oder das Gewissen (letzteres auch wiederum als vernünftige Instanz begriffen) bedürfe. Die Triebe und Emotionen hätten wir nach diesem Modell mit den unverständigen Säugetieren gemein. Während aber dieselbe Vorsehung (ob göttlich oder nicht), die dem Universum seine Logik gab und uns die Fähigkeit, diese zu erkennen, es so eingerichtet hat, dass den Tieren ihre Instinkte stets den richtigen Weg weisen (gemäß der Art des Daseins, zu dem sie bestimmt sind), konfligiert nun beim Menschen seine animalische Natur mit dem Verstande. Dieser Konflikt sei nur durch eine Überwindung und Einhegung der Triebe durch den Verstand zu bereinigen. Und er müsse auch bereinigt werden, um endlich auch den Ausnahmefall Mensch in die ansonsten perfekte kosmische Ordnung mit einzubinden. Christlich interpretiert wäre dann unser Verstand die göttliche, das Animalisch-Unterbewusste hingegen die irdisch-fleischliche gefallene Natur - die Erbsünde also. Der ewige Kampf des Menschen mit seinem tierischen Erbe wird zu einem geistlichen Kampf gegen die Sünde. Und an dem Tag, da alle Leidenschaften endlich ausgemerzt sind, da ist das Königreich Gottes endlich zu den Menschen gekommen. Das ist sozusagen der grosse Auftrag des Menschen, letztlich der Sinn seines Daseins: die Triebnatur zu überkommen und ganz und gar rational-vergeistigt, damit göttlich und somit unsterblich zu werden.

Was hier zum Ausdruck kommt soll keineswegs eine Zusammenfassung oder Kritik "des" Christentumes sein, sondern vielmehr die Aufschlüsselung einer Ideologie, die meiner Beobachtung nach sehr viele junge Christen (leider gerade oft die besten) unbewusst in sich tragen und die sie (abermals meist unbewusst) mit christlichem Glauben verwechseln. Es spielt auch keine Rolle, ob der einzelne Leser sich selber in allen Aspekten dieser Schilderung wieder erkennt, oder ob nun die Bibel ins Spiel gebracht wird oder nicht. Mir geht es um eine gewisse Denkstruktur, um eine Grundidee. Ob diese nun christlich verbrämt wird, ändert an ihrem areligiösen Kern gewiß nichts.

Denn das Problem mit dieser Ideologie, die auf den ersten Blick so schön rund und schlüssig daher kommt (wie übrigens alle ausgefeilten Ideologien), dass sie grundlegend falsch ist, egal wie viele richtige Einzelaspekte sie enthalten mag.
Jede Ideologie gründet nämlich auf gewissen nicht hinterfragten Postulaten, aus denen dann logische Konsequenzen gezogen werden. Der Unterschied zwischen moderaten (und darum fataler weise harmloser erscheinenden) und radikal-fundamentalistischen Ideologien besteht im Grunde lediglich in der Konsequenz, mit der man bereit ist, das Modell zu Ende zu denken.
Im Falle der Vernunftsideologie (im weitesten Sinne meine ich die Aufklärung) ist das Problem, dass sie von völlig falschen Voraussetzungen ausgeht, sowohl was die Natur des Menschen, als auch die der Gesamtwirklichkeit angeht. Diese Grundannahmen aber, egal wie rational und konsequent man sie auch in ein System bringen mag, sie sind selber keine Verstandesleistungen, sondern sie werden aus dem Unterbewussten heraus getroffen - ja müssen sogar daraus kommen. Wir haben keine andere Instanz, die diese Funktion erfüllen könnte. Dies ist nun einmal die Arbeitsweise des menschlichen Bewusstseins. Der Verstand kann letztlich nur mit den Voraussetzungen arbeiten, die das Unterbewusste ihm liefert. Eine vorurteilslose Betrachtung der Welt ist schlechterdings nicht möglich. Ich kann unendlich viel über Gott und die letzten Dinge nachdenken, sprechen und schreiben. Ob es aber diesen Gegenstand meiner Betrachtung wirklich gibt, diese Entscheidung nimmt mir mein Verstand niemals ab. Hier ist mein persönliches Herzensbekenntnis gefordert.
Wer mir nun aber mit Argumenten gegen die Existenz Gottes begegnet, dem kann ich nur sagen: "Du willst, dass es keinen Gott gibt. Du hast ein Interesse daran, dass es sich so verhält. Am Anfang steht deine Entscheidung gegen den Glauben. Erst im zweiten Schritt liefert dir dein Verstand als Lakai deines Unbewussten die vermeintlichen Beweise für deine eigennützige Grundannahme."
Der Verstand ist die Hure der verborgenen Triebe.

Da es müßig und relativ nutzlos ist, über das Wesen der letzten Dinge zu spekulieren, möchte ich mich hier nur dem des Menschen widmen. Dieses ergibt sich nämlich ganz primär daraus, dass er Interessen besitzt. Je nach seinem evolutionären Stand werden diese Interessen sich nun entweder mehr auf die dinglich-horizontale, oder auf die spirituell-vertikale Ebene beziehen. Da auch die höher entwickelten Individuen noch ihre fleischliche Natur mit den Halbaffen gemein haben, ist also von irdischen Interessen kein Mensch frei, wohl aber gibt es viele, die niemals auf den Gedanken kämen, nach etwas anderem zu streben. Dem Hochstehenden Individuum entspricht es nun aber, in dem Maße, wie seine materiellen Interessen befriedigt sind, sich geistig-spirituellen Gegenständen zuzuwenden. Er strebt dann nicht mehr nach einem vollen Magen, sondern nach Glückseligkeit, Erkenntnis, Ehre, Ruhm - und natürlich nach Tugend.
Glück, so spricht der Philosoph, sei das, "wonach alle streben". Einen grösseren Unfug habe ich selten vernommen. Denn damit macht er die absurde Voraussetzung, dass alle letztlich nach demselben strebten. Sicher bin ich zu hart mit meinem Urteil. Man müsste mit Glück einfach nur, sagen wir "die Erfüllung des Daseinszweckes" definieren, schon passt die Aussage. Aber auch das nur, wenn man davon ausgeht, dass jedes Lebewesen einen solchen besitzt. Wenn ich jetzt einen Hund, der mit seinem geliebten und ihn liebenden Herrchen spielt sehe und der zweifellos glücklich zu nennen ist, weil Hunde eben dafür geschaffen wurden, den Menschen Freunde und Gefährten zu sein, fällt es mir nicht schwer, dieser Glücksdefinition zuzustimmen. Schaue ich mir aber hingegen eine blutsaugende Mücke an, dann wird die Sache schon vertrackter. Sicher ist das Viech alleine schon von seiner Physiognomie her dazu ausgelegt, andere Lebewesen zu plagen, schöne Sommerabende im Freien zu ruinieren und gefährliche Krankheiten zu übertragen. Von daher wäre auch eine Mücke beim Zustechen glücklich zu nennen. Aber nein, lehrt uns der Philosoph, keinesfalls ist sie glücklich, denn sie besitzt ja keine Seele. Auch da kann man nur zustimmen und sich freuen, dass die Welt wieder in Ordnung ist. Oder? Nein, natürlich nicht. Denn jeder weiß, dass die Erscheinung des rein destruktiv agierenden, seelenlosen Parasiten keineswegs auf die Insektenwelt beschränkt ist. Es gibt ihn auch und gerade in der Menschenwelt. Gibt man diese Tatsache nun aber zu, dann stellt sich im Anschluß nur noch die Frage, ob nun entweder auch böses Verhalten glücklich machen kann, so man denn eine böse Natur besitzt, oder es aber auch schlechthin sinnlose Existenzen geben kann. Und da hilft auch kein Verweis auf die nicht sublimierte Triebnatur böser Menschen, denn unter diesen gibt es auch solche, die mit schärfster Disziplin und sogar unter großen persönlichen Opfern an der Zerstörung fremden Lebens arbeiten. Tatsächlich gibt es Menschen, die mit vollendeter Selbstlosigkeit sich der schlechten Sache widmen. Mit dem brutalen Egoismus des Triebtäters haben solche nichts mehr gemein. Wollen wir die rationalistische Definition von Gut und Böse aufrechterhalten, dann müssen wir auf die Frage eine Antwort finden, ob Parasiten böse sind. Wenn wir sagen, dass sie nicht böse sind, weil sie keine Seele und damit gar keine moralische Qualität besitzen, dann dürfen wir auch den Vergewaltiger nicht mehr böse nennen. Denn dieser besitzt ja ebenfalls keine Seele. Entweder das, oder aber wir erkennen an, dass es auch Geschöpfe gibt, deren Vorhandensein sinnlos ist. Der Einwand gegen eine durch und durch sinnvolle und harmonisch präfigurierte Grundordnung der Natur, es gäbe doch auch Parasiten und Krankheiten und dergleichen - der Mensch sei in seiner moralischen Ambivalenz also nicht die einzige Anomalie, wird gerne mit einer rationalistischen Weltentzweiung abgeschmettert. Die Natur folge demnach einer eigenen inneren Logik, diese habe jedoch nichts mit dem Menschen zu tun, da dieser ja dazu bestimmt sei, sich über die Natur zu erheben. Blutsauger gäbe es eben, damit die Vögel etwas zu fressen haben, und Krankheiten, um Überpopulationen zu vermeiden, etc. Der Mensch hingegen dürfe nicht auf der natürlich-tierischen Ebene (die an sich nicht schlecht sei) verharren, weil sich diese nicht mit seiner geistigen Dimension vertrage. Er sei anders als alle Lebewesen dazu verdammt, sich selber immer wieder zu transzendieren. An einem blutsaugenden Parasiten sei daher per se nichts Falsches, weil der Parasit eben dazu in der Welt sei, an einem Dieb hingegen schon, weil er sich durch sein Verhalten seiner eigentlichen Bestimmung dazu, eine Art Gott zu sein, widersetze.

Es fällt auf, dass das Böse in diesem Modell eigentlich gar nicht wirklich vorkommt. In der Natur kann es nichts Böses geben, eben weil sie die Natur ist. Und das was am Menschen böse ist, wird kurzerhand mit der - in seinem Falle zu überwindenden - Natur gleichgesetzt, wird also als Unvollkommenheit wegerklärt.

Die Erfahrung und unser Inneres Empfinden lehren uns zweifellos etwas anderes. Sie lehren uns, dass Parasiten und Viren sehr wohl entweder böse oder sinnlos sind und dass der Triebmörder entweder keine Seele besitzt, oder aber von grundauf böse ist, also eine böse Seele besitzt und durch sein Verhalten sehr wohl dem Sinn seines Daseins entspricht, welcher darin liegt, möglichst viel Schaden anzurichten, wie es auch bei Parasiten und Viren der Fall ist. Daraus folgt wiederum, dass wir keinesfalls in der besten aller möglichen Welten leben und dass es sowohl auf der natürlichen, als auch der übernatürlichen Ebene Dinge gibt, die es nicht geben sollte.
Von einer harmonisch präfigurierten Schöpfungsordnung nirgends eine Spur. Sicher empören wir uns über die Mißstände in dieser Welt. Aber aus dieser Empörung abzuleiten, wir hätten Gott oder irgend eine abstrakte Vernunft auf unserer Seite, wenn wir das nicht wollen, oder dass unsere Ideale in Platons Ideenwelt eine ewige und objektive Existenz fristeten - all das ist pures Wunschdenken und Spekulation. Nein die Natur schert sich nicht um unsere Ideale. Und genau so wenig schert sich die geistige Welt, denn auch in ihr gibt es Teufel und Dämonen. Unsere Empörung geht ja zweifellos darauf hinaus, dass nicht nur etwas nicht in Ordnung ist, sondern dass es manche Dinge überhaupt nicht geben dürfte, es sie aber eben doch gibt. Die blosse Existenz des Bösen und Falschen ist der Beweis, dass die vernünftige Struktur des Kosmos eine bloße Kopfgeburt ist. Und auf der spirituellen Ebene zeigt sie uns, dass eben nicht überall eine göttliche Vorsehung waltet.

Wenn es aber grundsätzlich möglich ist, dass diese Welt als ganze Gesehen defizient ist, dann kann es auch keine Garantie mehr dafür geben, dass wenigstens der Mensch davon verschont bliebe, denn er ist ja Teil dieser Welt. Auch hier spricht die Erfahrung eine deutliche Sprache. Egal wie sehr wir es versuchen, egal wie ehrlich unsere gute Absicht: Wir machen ständig Fehler, nicht selten schwerwiegende und kennen nicht einen anderen Menschen, der frei von Fehlern ist. Das Böse ist eine erfahrbare Realität - auch das Böse in uns selber. Und das ist nicht nur ein Mangel an Vernünftigkeit. Denn unsere Vernunft ist korrumpierbar. Es bleibt ja nicht dabei, dass wir nur die besten Absichten hätten, aber dann aufgrund unseres "schwachen Fleisches" eben doch wieder sündigten. Nein, wer sich selber gut beobachtet wird zweifellos feststellen, dass seine Gedankengänge sich unmerklich seinen verborgenen Absichten und auch zumindest fragwürdigen Neigungen nur allzu bereitwillig anpassen können. Diese verborgenen Absichten müssen ja nicht alle gleich schlecht sein. Allerdings sind auch nicht alle gut. Und bei vielen läßt es sich nicht ohne weiteres feststellen, ob sie nun "rein" oder auch nicht rein sind.
Das ist der Keim des Selbstzweifels: Die Erfahrung, dass wir uns selber nicht immer trauen können.

Und das ist es eben mit dem Verstande. Wir alle haben Interessen, geheime Wünsche, Schwächen und auch Ängste. Geschmeidig passt der Verstand sich nun diesen Trieben an in dem was er denkt und auch in den Ergebnissen seiner Gedankengänge. Wer starke Ängste hat, wird sich entweder ganz bewusst nur mit Heiterem und Unverfänglichem befassen, oder aber im Gegenteil sich selber quälen, indem er immer wieder um seine Ängste kreist. In jedem Falle ist ihm ein objektiver Umgang mit diesen Ängsten nicht möglich - denn er ist ja ihr Subjekt! Was und wie ein Mensch denkt und womit er sich befaßt, das läßt direkte Rückschlüsse auf seinen Charakter zu. Und kein Mensch im fortgeschrittenen Alter bleibt in seiner Weltanschauung unbeeinflußt von seinen persönlichen Erfahrungen (die ja auch immer etwas mit seinen Interessen zu tun haben, die er notwendig verfolgt haben muß). Die eine definitive Wahrheit hat kein Mensch und kann auch kein Mensch haben, und selbst wenn es einen Menschen gäbe, der alles begriffen hätte, so wäre er für den Suchenden unmöglich zu finden in der Masse der Millionen, die vermeintlich den Durchblick besitzen

Grob lassen sich die Menschen in Fragen der Weltanschauung in folgende drei Gruppen einteilen:

1. Die Ignoranten: Sie sind entweder zu dumm oder zu feige, um sich der Komplexität der Wirklichkeit zu stellen. Selber denken sie niemals über irgend etwas anderes als ihre kleinen Alltagsgeschäfte nach und passen sich, wenn doch einmal ernste Fragen auftauchen geschmeidig entweder der Mehrheitsmeinung an, oder da wo eine Auswahl besteht derjenigen Auffassung, welche ihren eigenen Neigungen am ehesten entspricht. Ihnen ist die Wahrheit völlig gleichgültig. Sie wissen nichts und sind glücklich damit.

2. Die Ideologen: Auf ihrer rastlosen Suche nach der Wahrheit haben sie ihre seelischen Reserven überstrapaziert. Weil es ihnen auf die Dauer unerträglich wurde, die Ambivalenz der Wirklichkeit auszuhalten und weil hinter jeder Tür die sie öffneten zwei neue warteten, es ihnen aber auch nicht mehr möglich war, die bereits getätigten Erkenntnisse (oder was sie für solche hielten) wieder zu vergessen, sind sie irgendwann einfach stehen geblieben, indem sie der Verlockung einer vorgefertigen Weltanschauungen nachgaben, die die Widersprüche aufzulösen verspricht. Entweder das, oder sie haben ihren eigenen Kenntnisstand verabsolutiert. Manche von ihnen sind wahnsinnig. D.h. sie halten ihre abgeschlossene Sicht der Dinge wirklich im innersten für die definitive Wahrheit. In ihrem unbeirrbaren Vertrauen auf die Objektivität ihres eigenen Verstandes übersehen sie, dass ihr Verstand nur mit Grundannahmen arbeiten kann, die sie a priori aus dem Unbewussten heraus gemacht haben.

3. Die wahren Philosophen oder die Weisen: Sie halten die Widersprüchlichkeit der Existenz aus und widerstehen jeder Versuchung, diese auf die eine oder andere Weise aufzulösen. Sie behaupten nicht, letzte Antworten zu besitzen und sind doch reich an Erkenntnis. Sie verfallen weder in das unreflektierte Schwarzweißdenken der Ideologen, noch in den Relativismus der Ignoranten. Sie sind sich der Unergründlichkeit sowohl ihrer eigenen Motive als auch des Kosmos bewußt und folgen einer zuverlässigen Inneren Eingebung, die ohne scheinbar zwingende Argumente auskommt, weil sie frei von jeder Anmaßung ist. Diese Menschen sind weise und verständig, obwohl sie sich selber nicht dafür halten (anders als die Ideologen). Ihr Verstand ist nur aus dem einen Grunde nicht korrumpierbar, weil sie einen guten Charakter besitzen. Dies ist keine Eigenleistung von ihnen, sondern Anzeichen ihrer Auserwähltheit.

Egal wie sehr du dich um Erkenntnis bemühst, sie wird dir nur dann zuteil werden, wenn du dazu bestimmt bist. Bist du ein guter Mensch, dann wirst du nicht fehlgehen, ob mit oder ohne Verstand. Bist du aber ein schlechter Mensch, dann wird dir dein Verstand nicht nur nichts nützen, nein dann wäre es besser für dich, wenn du keinen hättest, sodass du in dem relativ unschuldigen Stadium der Ignoranten verharren könntest.

Mittwoch, 12. April 2017

Justified true belief

Rationalismus ist die grosse Versuchung, so viel steht fest. Das gilt aber nicht nur für diejenigen, die aus ihm heraus einen Atheismus oder ähnlichen Dreck begründen wollen. Vielmehr ist er gerade für Christen die allergrößte Gefahr in unserer Zeit. Wer seine nihilistische Lebensauffassung mit Logik zu untermauern sucht, dem ist ohnehin nicht zu helfen, Rationalismus hin oder her. Nein, die Christen! Sie sind das hauptsächliche Opfer dieses grössten Betruges der Menschheitsgeschichte: Der Annahme, die gesamte Wirklichkeit sei logisch und dem Verstande zugänglich organisiert.
Das fängt schon bei dem Begriffe der Theologie selbst an. Da nimmt man eine Offenbarung oder einen als solche gehandelten Text und versucht sogleich, diese schwer zugängliche Materie in ein ethisches System zu konvertieren. Tatsächlich verweigert der Offenbarungstext sich einem solchen Ansinnen. Aber das kümmert den rationalistischen Theologen (und das sind nicht nur die Modernisten unter ihnen) nicht, denn er meint es ja gut.
Die Menschen beispielsweise des Mittelalters bedurften einer derartigen Pädagogik nicht. Sie erblickten die Symbole und Riten, sie vernahmen die lateinischen Formeln, sie stimmten die frommen Gesänge an, welche wiederum eine symbolisch-bildliche anstatt einer rationalen Sprache besaßen: und sie - nein, sie verstanden nicht - sie sogen die Botschaft auf wie Muttermilch. Für jene Menschen war die Vorstellung, dass Gott lieben und aber auch verdammen kann völlig unproblematisch. Denn sie stellten keine blödsinnigen Formeln auf, wie:

Gott ist die Liebe.
Liebe ist das Gegenteil von Hass
Also hasst Gott niemanden.

Nein, eine Deutung von Symbolen kam ihnen überhaupt niemals in den Sinn. Denn den Unterschied zwischen Symbol und Bedeutung kannten sie überhaupt nicht. Alles Erleben war ihnen bedeutsam. Gott war keine Idee, sondern eine greifbare Wirklichkeit. Dämonen gingen umher und Engel, nicht in irgendeinem Äther, sondern in dieser unseren Welt. In der Alchimie fanden Naturwissenschaft und Magie zusammen, ganz einfach weil ein Unterschied zwischen Natur und Übernatur nicht gemacht wurde.

Auch heute gibt es noch Menschen, die an Wunder und Magie glauben. Auch heute bekennen tausende, dass Christus nicht nur in einem ideellen Sinne "in uns allen weiterlebt", sondern tatsächlich im Fleische auferstanden ist und auch dereinst wieder kommen wird.
In meinen Augen ehrt sie das. Sie folgen damit ihrer eigenen Intuition und nicht irgendwelchen Kopfgeburten fremder Instanzen. Zumindest wenn sie es wirklich glauben und nicht nur mit den Lippen bekennen. Dieser Glaube jedenfalls, dieser Glaube gegen alle Wahrscheinlichkeit, gegen die öffentliche Meinung und gegen ihre Erfahrung - dieser Glaube zeugt von Authentizität, von Charakter - und bisweilen sogar von Seelentiefe.

Doch was macht man dann aus diesem phantastischen (und deshalb nicht weniger berechtigten) Glauben? Behandelt man ihn als das, was er ist? Selbstverständlich nicht.
Nein, in der naiven Annahme, dass alles so sein müsse wie es sein soll, versucht man sogleich, auch hier, wo sie nichts zu suchen haben Gesetzmäßigkeiten zu postulieren und sogleich noch eine gute Portion irdischer Vorstellungen von Gerechtigkeit hinein zu schleusen in den Glauben. Das Ergebnis in zehn Punkten sieht dann ungefähr so aus:

1. Gott ist die Liebe.
2. Gott hat den Menschen geschaffen, um in ein liebendes Verhältnis mit diesem eintreten zu können.
3. Damit der Mensch lieben kann, muss er sich auch dagegen entscheiden können, denn...
4. ... Liebe setzt einen freien Willen voraus (ist also Willenssache).
5. Also gab Gott dem Menschen einen freien Willen, was dazu führte, dass...
6. ... der Mensch sich gegen die Liebe (also eigentlich gegen den Gehorsam, aber das eine schließt irgendwie das andere mit ein) entschied und dadurch...
7. ... Leid und Tod und das Böse (= die Abwesenheit des Guten) in die Welt brachte, weshalb Gott...
8. ... den Menschen für die nächsten paar zehntausend Jahre die Gelegenheit gab, die Folgen ihres Ungehorsams auszubaden, um ihnen damit eine Lektion zu erteilen...
9. ... auf dass sie irgendwann von selber einsähen, dass es besser (=vernünftiger) sei, Gott zu lieben und ihm also zu gehorchen.
10. Weil sie es nicht einsahen und weil ein paartausend oder auch mehr Jahre voller unsagbarer Greuel noch nicht genug waren, nahm Gott schließlich stellvertretend die Strafe auf sich und jetzt sind alle gerettet, die dieses Opfer persönlich in Anspruch nehmen und können endlich dem Zwecke ihres Daseins entsprechen und Gott lieben und sich von ihm lieben lassen.

Ich möchte ganz klar betonen, dass ich dies weder in blasphemischer Absicht schrieb, noch mich über die Gläubigen lustig zu machen. Es ging mir nur darum, meinen Lesern die Absurdität des Ansinnens vor Augen zu führen, den Glauben in ein "logisches" System hinein zwängen zu wollen.

An dieser oben geschilderten Auffassung, die mir bei mehr Menschen begegnet ist, als mir lieb ist ist so viel Falsches und Absurdes, dass man nicht weiß wo man anfangen soll. Und noch einmal: Nicht der Glaube und nicht das Evangelium sind absurd, sondern was die Menschen in wohlmeinender Absicht daraus gemacht haben: eine vorne und hinten nicht aufgehende Lehre, die vor Willkür nur so strotzt. Deshalb spare ich es mir an dieser Stelle auf die unzähligen Widersprüche darin einzugehen. Wer diese nicht erkennt wird dies auch dann nicht tun, wenn ich sie ihm aufzeige.

Die bekennenden Christen reden gerne von Demut. Es ist tatsächlich eines ihrer Lieblingswörter. Nun denn, dann also Demut. Wie wäre es zum Beispiel damit, die Demut immer dann zu praktizieren, wenn der Verstand mit Gottes Wort nicht Schritt halten kann und es nun also als unentschlüsselbares Mysterium stehen zu lassen, anstatt den Zweiflern irgendwelche aus den Fingern (aber meistens nicht den eigenen) gesogene Scheinargumente um die Ohren zu hauen.
Für den Glauben spricht zweifellos mehr, als gegen ihn spricht. Aber doch um Himmels Willen keine Argumente!

Mittwoch, 5. April 2017

Anmerkung

Meine letzten beiden Texte konnten vielleicht den Eindruck erwecken, ich würde noch Chancen für die Reconquista sehen. Dem ist durchaus nicht so. Alles was ich schrieb bewegt sich ausschließlich auf dem Boden der Theorie. Tatsächlich sind sowohl das Abendland, insbesondere Deutschland, damit der Begriff der Zivilisation und der Kultur selber, als auch die Kirche in ihrer Gesamtheit unrettbar verloren. Zumindest ist das meine persönliche Einschätzung. Es macht mir einfach nur Spaß, darüber zu raisonnieren, wie eine mögliche Rettung theoretisch aussehen könnte.

Perspektiven in einer verrottenden Welt

Mit dem Wegfall der katholischen Kirche als dem Garanten der reinen Lehre ist nun der einzelne Christ ob mit oder gegen seinen Willen auf sich selber und sein eigenes Gewissen zurück geworfen und damit in derselben Situation, wie der atheistische Weltmensch. Der Bibelfundamentalismus der Evangelikalen taugt nicht als Ersatz für das kirchliche Lehramt. Letzteres wurde ja gerade durch die faktische Unentschlüsselbarkeit der Bibel erst  notwendig. Nicht, dass man die Heilige Schrift nicht ohne grossen persönlichen Gewinn lesen können würde. Doch unsere unstete Zeit des Chaos und Verfalls verlangt nach definitiven und verbindlichen Antworten. Das persönliche Bibelstudium ist ein Luxus, den sich der Einsiedler leisten können mag. Der in die Welt gestellte und ihr schlechthin ausgelieferte Einzelmensch kann es jedenfalls nicht. Vielmehr ist gerade die typisch protestantische Idee vom persönlichen Bibelstudium als primärer Katechese ein schlimmes Beispiel dafür, wie der in seinen Ursprüngen atheistische Individualismus christlich verbrämt Eingang in die Religionspraxis gehalten hat. Solange jeder Mensch seinen privaten Glauben pflegt, solange ungezählte Klein- und Kleinstkirchen in Konkurrenz zueinander stehen und letztlich keine zwei Christen selbst innerhalb derselben Konfession dasselbe glauben, solange bleibt das Christentum, bleibt der Christ in der Welt völlig marginalisiert und isoliert und damit ohnmächtig, ja bedeutungslos. Selbst eine grosse Zahl von Christgläubigen verliert jegliches Gewicht, wenn innerhalb ihrer keine Einigkeit herrscht. Von einer solchen Einigkeit ist die weltweite Christenheit so weit entfernt, wie nur irgend möglich. Ich wage zu behaupten, dass selbst die berüchtigten Zwistigkeiten innerhalb der islamischen Welt in keinem Verhältnis zu der Atomisierung der Christenheit stehen. Dies hat zwei Gründe: Zum einen ist das Christentum als im weitesten Sinne "westliche" Religion mit dem in der Aufklärung wurzelnden Individualismus infiziert. Die Völker Asiens und Afrikas haben hingegen eine Aufklärung niemals gesehen und sind traditionell kollektivistisch ausgerichtet. Während in jenen Weltgegenden während des 20. Jahrhunderts teils deutliche Tendenzen einer "Verwestlichung" sich zeigten, scheint das Abendland aufgrund seines Niederganges inzwischen seine Attraktivität für die Orientalen eingebüßt zu haben. Man soll sich nicht täuschen: Was der allergrößte Teil jener "Flüchtlings"-massen nun in Europa sucht, sind (von einer verschwindend kleinen gebildeten Minderheit einmal abgesehen) ganz sicher nicht abendländische Bildung und Kultur, sondern ganz einfach eine wirtschaftliche Perspektive, die ihre Heimat ihnen nicht bieten kann, von der offenbar nicht unbeträchtlichen Zahl von Schwerkriminellen und Vergewaltigern einmal abgesehen. Jedenfalls hat bereits das erste Kapitel der europäischen Masseneinwanderung im 20. Jahrhundert überdeutlich gezeigt, dass eine Mehrheit der mohammedanischen Einwanderer nicht daran denkt, ihrer Kultur und Religion abzuschwören und neue Europäer zu werden. Was man ihnen an sich auch nicht verübeln kann. Anzuklagen ist vielmehr die dummdreiste internationale Politmafia, welche diese fremden Kolonisten eingeladen hat. Kurz gesagt kann die islamische Masseneinwanderung nach Europa keineswegs als Anhaltspunkt für eine weiterhin bestehende Attraktivität irgendwelcher "abendländischer Werte" herhalten.
Der zweite Grund liegt im Wesen des mohammedanischen Glaubens selber, als einer Schrift- und Gesetzesreligion. Zwar gibt es innerhalb des im weitesten Sinne christlichen Kosmos jene bereits erwähnten Ansätze einer ähnlich wortgetreuen Auslegung der Bibel, die aber wiederum an der Beschaffenheit der Bibel scheitern muss. Die Stärke des Islams ist vor allen Dingen seine Einfachheit. Trotz des Fehlens verbindlicher Instanzen kann im Mohammedanismus eine weitgehende Einigkeit darüber beobachtet werden, wer ein guter Muslim ist und wer nicht: wer die eindeutigen Gebote hält. Fragen nach Innerlichkeit und Wahrhaftigkeit kommen hier gar nicht erst auf. Iss dieses und jenes nicht, pilgere einmal im Leben nach Mekkah, bete drei mal täglich, halte den Ramadan, geh freitags zur Moschee - und dann bist du ein guter Moslem - fertig. Optional kommen noch einige schöne Traditionen wie das Abschlachten von Ungläubigen hinzu, aber das ist schon nicht mehr unbedingt notwendig. Zwar gibt es auch im Christentum Gebote, jedoch beziehen diese sich weitestgehend weniger auf Verhaltensweisen, als Vielmehr auf das individuelle Seelenleben und sind nur schwer und zum Teil überhaupt nicht eindeutig zu konkretisieren. Unter einer Anweisung wie "Liebe deine Feinde" kann so ziemlich alles und nichts verstanden werden. Wohingegen: "Iss kein Schweinefleisch" nun wirklich keinen Raum für Mißverständnisse lässt. In dieser Hinsicht lässt der Islam sich übrigens weit besser mit dem Judentum vergleichen, welches ja ebenfalls eine Schrift- und Gesetzesreligion - also eine Veräußerlichte ist. Die vielgehörte Rede vom "christlich-jüdischen" Abendland ist in ihrer Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten. Wenn der Islam nicht zu Deutschland gehört, dann tut es das Judentum erst recht nicht. Jeder arabische Christ ist mehr Europäer, als ein beliebiger praktizierender Jude in Europa. Das hat ganz einfach damit zu tun, dass die orientalische Seele ihren Ausdruck in Judentum und Islam findet, während das Christentum ganz sicher nicht zufällig zuerst in Europa auf fruchtbaren Boden fiel, jedoch nicht in Palästina und Arabien. Die ersten Christengemeinden entstanden zwar in Vorderasien, dieses kann jedoch in der vorislamischen Zeit dem hellenistischen Kulturkreis zugerechnet werden und damit einem im weitesten Sinne europäischen. Wie man es auch anfängt, es läßt sich nicht leugnen, dass mit den durch und durch orientalischen Juden und Arabern die Träger der zwei anderen Großen Monotheismen historisch gesehen stets die größten Feinde des Christentums waren und dieses kaum zufällig nicht annahmen.
Am Schluss bleibt die unübersehbare Tatsache, dass die beiden orientalischen Religionen stark sind und wachsen, das westlich aufgeklärte Christentum hingegen abstirbt und heillos zerstritten ist, selbst da wo noch eine formale Einheit besteht.
Worüber ich in diesem Aufsatz nicht sprechen möchte sind die areligiösen Juden als Mit-Urheber von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", sowie die grosse Zahl der angeblichen Christen, welche weniger an Jesus Christus, als vielmehr an jene unheilige Dreifaltigkeit des Modernismus glauben, nur eben in alter freimaurerischer Manier mit religiöser Symbolik verbrämt. Das ist ein Thema für viele kommende Aufsätze, würde aber jetzt den Rahmen sprengen.

Fassen wir nun einmal kurz zusammen: Das sogenannte Abendland hat sich selber im Zuge eines Prozesses der Aufklärung und Demokratisierung genannt wird langsam demontiert, seine sämtlichen Wurzeln gekappt und infolgedessen seine seelische Vitalität praktisch vollständig eingebüßt, weshalb es nun beschlossen hat, auszusterben. Ob jene teuflische Ideologie nun unter der Maske von Kapitalismus oder Marxismus auftritt, ist einerlei. Im Ergebnis ist es alles dasselbe: Materialismus, Atheismus, Seelenverlust, Sittenzerfall, Volkstod. Das Christentum fällt als Bastion gegen jenen Niedergang praktisch völlig aus, da es unendlich zersplittert, in grossen Teilen (z.B. nahezu der gesamten offiziellen katholischen Kirche) feindlich infiltriert ist und dann noch selbst in den zuverlässigeren Restbeständen unter schlimmster Desorientierung und teilweise massivem Realitätsverlust leidet.

Wer gedenkt das Abendland durch Fasten und Gebet und einen tugendhaften Lebenswandel zu retten, der hat nicht das Geringste begriffen und hat offensichtlich die letzten 500 Jahre europäischer Geschichte verschlafen. Im Angesicht eines Feindes, der über quasi unbegrenzte Macht verfügt, fast die gesamte Intelligenz, die Staaten, die Medien und das Kapital auf seiner Seite hat und seit 200 Jahren von Sieg zu Sieg schreitet und dessen großes Vernichtungswerk jetzt kurz vor der Vollendung steht ist jeder moralische Skrupel Schwäche und wirkt Tugend fast schon lachhaft, ist in jedem Falle bloß vergebliche Liebesmüh. Und es soll keiner meinen, dass die Welt doch ruhig untergehen möge, solange er nur seine Seele rettet. Es gehen täglich tausende Seelen verloren - ja die meisten sind bereits verloren gegangen, weil die Christen schlafen. Die Vorgänge in der sichtbaren Welt haben direkten Einfluß auf die unsichtbare. Und der Kampf um die ewigen Güter wird in dieser Welt ausgefochten und nicht in Klöstern. Wenn jener Papst vor tausend Jahren ausrufen konnte "Gott will es", dann kann man nur sagen, dass er auch als Theologe im Recht war. Er hatte begriffen, was die heutige christliche Schafherde nach jahrzehntelanger pazifistischer Gehirnwäsche völlig vergessen hat: Dass Gott die Starken und Entschlossenen liebt, nicht aber die Schwächlinge und Zauderer. Nicht durch weibische Frömmelei verdient man sich die höchsten Güter, sondern durch Kampf - auf geistlicher und weltlicher Ebene. Wenn nur die geistlichen Güter eine Bedeutung hätten, hätte Gott das Universum nicht erschaffen. Die materielle Welt ist vielmehr als Spiegel und Gleichnis der geistlichen zu betrachten. Dem Wechselverhältnis zwischen Leib und Seele entspricht eines zwischen der irdischen und der himmlischen Sphäre. Und wenn die Menschheit in den Abgrund fährt, dann liegt das nicht an mangelndem Gebet, sondern an der Untätigkeit der Christen. Der Teufel schläft nicht, der arbeitet rastlos an der Versklavung aller Völker. Und jene Christen, die Passivität (auch Konservatismus geheißen) als eine Tugend betrachten, sind gegen ihren Willen seine heimlichen Verbündeten.

Was ist zu tun? Der geistlichen Reconquista muss eine weltliche voran gehen! - Warum? - Weil unter den Bedingungen einer "liberalen" Demokratie eine Wiederherstellung des Abendlandes und damit des Christentumes für alle Zeiten ausgeschlossen ist. Christentum und Demokratie, das ist ein unauflöslicher Widerspruch. Ein Christ kann und darf nicht Demokrat sein. Die Demokratie, das ist ja gerade die Herrschaftsform des Atheismus. Sie entspricht ihm als Staatsform genau so, wie das autoritäre Patriarchat dem Christentume. In diesem Sinne läßt sich durchaus sagen, dass selbst unter Kaiser Nero die Christen bessere Bedingungen vorfanden als in Zeiten der "Religionsfreiheit". Denn Verfolgung ist bei weitem nicht das Schlimmste, was den Christen widerfahren kann. Nicht Verfolgung, sondern Korruption. Die geistliche Korrumpierung der Kirche bis in die Kurie hinein ist eine direkte Folge ihrer Demokratisierung. Ebenso verhält es sich mit dem massenweisen Glaubensabfall in Europa. Auch im Dritten Reich wurde die Kirche verfolgt. Doch hatte sie da etwa mit Glaubensabfall zu kämpfen? Nein, gerade in dieser Zeit erfreute sie sich bester Gesundheit. Selbst im Konzentrationslager fanden noch Priesterweihen statt. Und diese Priester, das läßt sich mit Gewissheit sagen, waren mehr wert als tausend lasche Pfaffen in der Demokratie.
Demokratie, oder besser Demokratismus, das bedeutet Totalherrschaft der Gegenwart, des Geldes, des Konsums, der Masse. Unter solchen Bedingungen kann überhaupt kein Christentum auf die Dauer existieren, geschweigedenn sich erholen. Da hilft auch kein Rosenkranz.
Grundsätzlich ist nichts gegen all jene Aspekte der Frömmigkeit zu sagen. Mir liegt es fern, gegen Klöster, Beten, Fasten, Rosenkranz und all solches grundsätzliche Einwände zu erheben. Die Sache ist nur einfach die, dass jetzt nicht die Zeit dafür ist. Das Gebet besitzt sicherlich eine große Macht. Und der Glaube kann Berge versetzen, das ist alles richtig. Aber es soll sich doch niemand einbilden, dass Gebet und Fürbitten auch nur den geringsten Einfluß auf sagen wir die Politik oder auf irgendwelche Vorgänge in der Natur hätten. Nein, Gebet und Glaube wirken sich dahingehend aus, dass sie den Einzelnen, den Beter verändern und ihm im Idealfall Kräfte verleihen, beziehungsweise in ihm freisetzen, über die er vorher nicht verfügen konnte. Was Gebet allerdings nicht vermag, ist beispielsweise auf telepathische Weise sich auf abstrakte Entitäten oder auf Personen auszuwirken, zu denen man in keinem Kontakt steht. Solches fällt definitiv in den Bereich des frommen Aberglaubens. Gebet kann dich zu einem besseren Menschen machen, aber niemand anderen, es sei denn, du besitzt einen direkten Einfluß auf ihn. Und im Falle der Christen lässt sich nun einmal sagen (wenn man die Scheinchristen wegsubtrahiert), dass sie viel zu wenige sind, um jemals noch ein politisches Gewicht zu entfalten, da können sie noch so große Mystiker sein und meinetwegen Heilkräfte oder Stigmata besitzen. Nein, ohne die Heiden geht es nicht. Ohne die Masse geht es nicht. Vor der Rechristianisierung muß zunächst wieder eine allgemeine Ordnung hergestellt werden. Und das geht nur auf politischem Wege durch eine Massenbewegung, die naturgemäß möglichst alle Schichten und Konfessionen umfassen muß. Unter den Bedingungen der Demokratie ist Masse Trumpf. Der Macht der Lügenmedien ist eine kraftvolle und in höchstem Maße suggestive Propaganda entgegen zu stellen und eine schonungslose Gegenaufklärung. Einen konservativ -bürgerlichen Journalismus können wir hingegen nicht gebrauchen. In seinem Bemühen um Seriosität und Sachlichkeit stößt er letztlich in dasselbe Horn, wie die Lügenpresse, nur dass er ehrlich ist. Und im Duell mit professionellen Lügnern und Wortverdrehern werden die Ehrlichen und Sachlichen stets nur Niederlagen einfahren. Was wir brauchen ist schärfste Polemik und Massenpsychologie.
Anstatt an irgend einen toten bürgerlichen Wertekanon zu appellieren, müssen die Urkräfte des Volkes geweckt werden; muß die unausrottbare Sehnsucht nach Gemeinschaft, Ordnung, Hierarchie und Sicherheit wieder aktiviert werden. Unter den jetzigen Bedingungen ist dies unmöglich, da die Menschen fett und verweichlicht sind und in einer Scheinwelt von Medien und Konsum leben, quasi in der Matrix. Vielmehr gilt es, sich bereit zu halten, bis der unausweichliche grosse Zusammenbruch kommt, bis die Wirtschaft kollabiert und die anhaltende Masseneinwanderung ihre Früchte inform von Bürgerkrieg zeitigt. Der in seiner Intensität sich ständig steigernde islamische Terror wird sein Übriges tun. In dem Moment, wenn alles um sie herum endlich auch sichtbar zusammenbricht, werden die Menschen nach Ordnung rufen - und das ist die große Chance. Diese jetzige Welt muß notwendig absterben, bevor auf ihren Trümmern eine neue errichtet werden kann. Solange dieser Prozeß noch nicht abgeschlossen ist, ist die Zeit unser einziger Verbündeter.


Dienstag, 4. April 2017

Rationalismus ist Atheismus

Wir befinden uns zweifellos in der Endzeit. Wer das nicht sieht, der kennt sich selber nicht. Die jüngere Geschichte hat eine Reihe von spirituellen Katastrophen gesehen, die jedes bisher dagewesene Ausmaß überstiegen. Unbemerkt hat der Feind die triumphalsten Siege errungen. Wir stehen nicht am Abgrund, wir befinden uns im freien Fall. Während die Dummköpfe noch das christliche Abendland oder die liberale Gesellschaft verteidigen wollen und die Schwachsinnigen optimistisch bleiben hat die Hölle längst ihre Schleusen geöffnet. Die Findigeren unter den Narren wollen die leere Büchse der Pandora schließen.

Stell dir vor es ist Krieg, und keiner bemerkt es.

Als Jesus seiner Kirche prophezeite, die Pforten der Hölle würden sie nicht überwältigen, welche Kirche meinte er da? Die Katholische? Die Orthodoxie? Oder eine abstrakte Gesamtheit aller Christen?

Wenn Christus im Tode siegreich war, warum sollte seine Kirche der Vernichtung entgehen?

Gott, Teufel, Himmel, Hölle, das sind Realitäten. Auf welche Weise genau, das muß uns nicht kümmern. All das ist unendlich bedeutsam, auf die eine oder andere Weise.


Diese kleine Meditation sollte zur Einstimmung auf den Themenkomplex der kommenden Tage dienen. Selbstredend lässt sie den Leser ratlos zurück. Das macht aber nichts. Es war von mir nämlich so beabsichtigt. Denn eben dadurch konnte ich ihn auf einen schweren Fehler aufmerksam machen - auf die Eindimensionalität seines Denkens. Einfacher gesagt: Das erste Glied der langen Kette von Irrtümern, in denen ALLE modernen Menschen befangen sind, heißt Rationalismus. Ja, lieber Leser, du konntest die Meditation nicht verstehen, weil es da gar nichts zu verstehen gab. Zumindest nicht in dem Sinne, wie du es erwartet hast. Bilde dir nur nicht ein, frei von Vorurteilen zu sein! Das sind höchstens Kleinkinder. Und würden sie nicht mit der Zeit zu Vorurteilen gelangen, dann blieben sie immer Kinder. Nein, lieber Leser, es ist einem erwachsenen Menschen nicht möglich, sich irgend einem Text völlig unvoreingenommen zu nähern. Dies liegt in der Natur der Sprache begründet. Denn die ist so ambivalent wie der Mensch selber. Aus ein- und demselben Wortschatz lassen sich Lieder und Traktate, Romane und Protokolle, Gebete und Kommandos formen - und niemand nimmt Anstoß daran. Nun sage mir, geschätzter Leser: Bildet die Sprache Wirklichkeit ab, oder konstituiert sie selber welche?
Ganz gleich, zu welcher Antwort du gelangen magst, muss du doch zugeben, dass Wirklichkeit, Wahrheit, Realität - dass das alles nicht so eindeutig ist. 
Sprache ist Denken, das weißt du sicher. Und wenn unsere Sprache ambivalent ist, so ist es auch unser Denken. Ob die Wirklichkeit nun auch ambivalent ist, das zu beurteilen ist unmöglich. Nur aus Gottes Perspektive ist das möglich. Gäbe es einen perfekten Intellekt, dem die Gesamtheit aller Fakten bewusst ist, der aber nicht Gott ist, so müsste dieser angesichts dieser Frage genau so kapitulieren wie du und ich.
Hüte dich darum vor jeder Einseitigkeit. Sage nicht: "Dies ist schwarz und jenes weiß". Sage aber auch nicht: "Alles ist relativ". Du magst über das Ganze sprechen und denken, soviel es dir beliebt, doch versteige dich nicht dazu, dabei über Thesen und Spekulationen hinaus zu gehen. Dies ist kein Relativismus und keine Denkfaulheit, sondern Ausdruck von Ehrfurcht.

Da kam ein frommer Christ zu mir und zitierte aus der Bibel. Er sagte viel Gutes und Richtiges. Dann legte er mir die Bibel aus. Offenbar war er der weiseste Mensch aller Zeiten, denn anders als alle vor ihm hatte er den letzten Sinn der Schrift begriffen. Er sagte: Dem Menschen steht es nicht zu, die Fülle der Erkenntnis zu erlangen. Was er aber für dieses Leben zu wissen braucht, das hat Gott ihm in der Schrift mitgeteilt. Da fragte ich ihn, welche Übersetzung der Bibel die Richtige sei. Er nannte mir eine bestimmte Übersetzung, die besonders nah am Urtext sei und weder katholisch noch evangelisch verfremdet. Ich las sie und verstand nichts. Also ging ich wieder zu dem Bibelkundigen und bat ihn, mir den Sinn der Schrift zu erschließen. Schroff fuhr er mich an, was es da zu erschließen gäbe? Ich müsse doch einfach nur lesen, was dasteht und danach handeln. Ich wollte wissen, warum ein so grosser Teil der Schrift gar keine Handlungsanweisungen enthält, wenn es doch nur darum ging. Er meinte, das richtige Handeln setze die Erkenntnis der Wahrheit voraus. Aus dieser Antwort lernte ich, dass sich die Weisheit, die dem Manne zweifellos zu eigen war, nicht nur nicht in Worte fassen ließ, nein, er war sich seiner eigenen Weisheit nicht einmal selber bewusst. Deshalb setzte er sie auch bei seinen Zuhörern voraus. Das war ein Mann, der die Wahrheit besaß, doch weitergeben konnte er sie nicht, sondern nur den Fischen predigen.
Darum wandte ich mich an einen anderen Heiligen, der ebenso weise war, jedoch auf eine andere Art. Ich erzählte ihm von dem ersten Heiligen, den er auch kannte und schätzte und fragte ihn, warum dieser mir nichts beibringen konnte. "Er hat nichts falsch gemacht", sagte er, "und du ebensowenig. Nicht der Verstand erschließt uns den Sinn der Schrift, sondern der Heilige Geist. Derselbe ist es auch, der uns nach der Wahrheit handeln lässt. Dieser Mann ist vom Heiligen Geist erfüllt und weiß es nicht. Du aber hast weder den Heiligen Geist, noch kennst du ihn. Lies also in der Schrift und tue was recht ist in den Augen Gottes, dann wird der Geist über dich kommen."
Ich beschloss, dass der Mann verrückt sei. Darum fragte ich ihn höflich: "Sicher willst du darauf hinaus, dass mein Verstand mir den Heiligen Geist ersetzen soll, solange ich diesen noch nicht habe?"- "Nein mein Sohn. Nichts kann den Heiligen Geist ersetzen, schon gar nicht der Verstand. Ich sagte dir doch bereits, dass du die Schrift nur lesen und befolgen musst, um den Geist zu erlangen." Ich beschloss, dass der Mann wirklich verrückt sei. Darum fragte ich ihn höflich: "Ich beginne zu begreifen. Du meinst wohl, dass ich den Heiligen Geist bereits in mir habe und dass die Lektüre der Schrift ihn mir ins Bewusstsein bringen wird, wie wenn man sich an etwas erinnert." - "Nein mein Sohn, du versuchst es immer noch mit dem Verstand. Was für die Schrift gilt, gilt auch für meine Worte. Nur der Heilige Geist kann sie dir erschließen." Vielleicht war auch ich der Verrückte. In jedem Falle lief es darauf hinaus, dass einer von uns beiden verrückt war. Etwas weniger höflich fragte ich ein letztes mal zurück: "Wenn das so ist, warum sprichst du dann überhaupt zu mir?!" - "Gehe in Frieden, mein Sohn."

Diese kleine Kurzgeschichte hat hoffentlich ihren Zweck erfüllt und deine Verwirrung noch gesteigert, lieber Leser. Sei versichert, dass auch dies in meiner Absicht lag. Vielleicht kennst du diese Art von Träumen, wo man mit einem unlösbaren Rätsel befasst ist, einem gordischen Knoten, einer Quadratur des Kreises, der Entschlüsselung von Pi. Vielleicht auch nicht. Ich träume dergleichen häufiger.
Was meinst du nun, woher diese Verwirrung rührt. Ist es weil ich Unsinn schreibe und das Offensichtliche absichtig verdunkle, oder liegt es an dir? Geht es dir am Ende wie dem Ich-Erzähler meiner kurzen Geschichte, der sich nicht entscheiden konnte, wer der Verrückte ist?
Was ist überhaupt ein Verrückter? Das ist ein Mensch, der seine Wahrnehmung mit der Wirklichkeit verwechselt. Die meisten dieser Verrückten bleiben unerkannt, weil ihre Wahnwelt eine oberflächliche Ähnlichkeit mit der tatsächlichen Welt besitzt. Sachlich betrachtet reicht das menschliche Bewusstsein im besten Falle dazu aus, einen Ausschnitt der Wirklichkeit zu erfassen, nie aber das Ganze. Tatsächlich irrt noch der Klügste sich jeden Tag. Den Verrückten unterscheiden also nicht so sehr seine schweren Irrtümer von den "Vernünftigen", sondern dass er sie für die Wahrheit hält. Wer ist dann aber vernünftig? Zum Beispiel Sokrates, der seine totale Unwissenheit einsah. Und der war ganz sicher kein Relativist. Denn es ist zwar möglich, Wissen über alles Mögliche zu erlangen. Und das hätte auch Sokrates nicht bestritten. Doch da unser Bewusstsein wie ein Brennglas immer nur Ausschnitte der Wirklichkeit fokussieren kann und noch dazu in dem Maße, wie wir um Exaktheit bemüht sind, immer mehr den Blick verengen muss, ist jedes Wissen relativ. Wissen im strengen Sinne gibt es nicht. 
Deshalb ist unser Verstand noch lange nicht nutzlos. Die Frage ist vielmehr, wozu er taugt und wozu nicht. Ich behaupte dass er ein Werkzeug ist. Ein wichtiges meinetwegen, aber eben doch nur ein Werkzeug. Denn die Welt des logisch-Sachlichen ist zwar real, doch sie ist mit der Wirklichkeit an sich durchaus nicht identisch. Sie ist nur eine Dimension von mehreren. Deshalb muss jeder verzweifeln oder verrückt werden, der nach der Wahrheit sucht und sich dabei einzig auf seinen Verstand stützt. Die wohl nützlichste und weitreichendste Funktion des Verstandes ist meines Erachtens, dass er Grenzen ausloten kann. Grenzen in einem universal-metaphysischen Sinne, wohlgemerkt. Das Objekt, das ist die Wirklichkeit, das Ganze, das Sein. Das Subjekt ist das menschliche Bewusstsein, von dem der Verstand ein Teil ist. Und wenn er auch nicht fähig ist, das Ganze zu erfassen, oder auch nur erschöpfend zu beschreiben (bekanntlich gibt es Grenzen des Sagbaren), so ist er doch im Idealfall in der Lage, die Konturen dieses grossen Unbekannten nachzuzeichnen. Wie der Verstand ein Organ des Bewusstseins ist, so ist die Sprache ein Organ des Verstandes (jedoch auch dies wiederum nicht ausschließlich!). Im Umgang mit der Wirklichkeit destilliert nun die Sprache ein Bild derselben, mit dem das Bewusstsein umgehen kann. Nichts von dem, was die Sinne an unser Bewusstsein tragen, ist ungefiltert. Noch der trivialste Gedanke stellt eine Vereinfachung eines komplizierten Sachverhaltes dar. Das hat damit zu tun, dass das Bewusstsein den am höchsten entwickelten Aspekt des Menschlichen darstellt, der durch die schwächeren Glieder der Person bedingt ist. Dieses Bewusstsein baut stufenweise auf einem tierischen Fundament auf und ist in wechselseitiger Beziehung auf das Engste mit diesem verwoben. Krankheiten des Körpers (den wir mit den Tieren gemein haben) können das Bewusstsein verändern (ebenso chemische Substanzen). Genau so können jedoch Eintrübungen und Belastungen des Bewusstseins den Körper krank machen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die tierisch-körperliche Ebene gleichzeitig Voraussetzung für die geistige ist und diese aber auch bedingt und damit beschränkt. Das Bewusstsein greift in die Unendlichkeit aus, doch der Körper mit seiner Tierseele hält es zurück. Tatsächlich ist es sogar möglich, jenen Filter unseres Bewusstseins vorübergehend durch bestimmte Drogen oder Meditationstechniken und dergleichen aufzuheben. Das kann nun dazu führen, dass ein Mensch für immer den Verstand verliert, aus dem einfachen Grunde, dass seine schwache Tierseele der plötzlichen Flut an Sinneseindrücken und Gedanken nicht gewachsen ist und kollabiert. Die Wirklichkeit ist in ihrer Gänze mehr als ein einzelner Mensch ertragen kann.
Was tut nun also der Verstand angesichts einer so überwältigenden Mannigfaltigkeit? Er fertigt sprichwörtlich eine Karte an, und zwar mittels der Sprache. Und genau so, wie selbst zwischen Google Earth (geschweige denn einer herkömmlichen Weltkarte) und der echten Welt keine Verwechslungsgefahr besteht, sollte auch niemand auf den Irrtum verfallen, das was er wahrnimmt, sei die Wirklichkeit. Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen des Verstandes.

Jedoch sind die Grenzen des Verstandes nicht diejenigen der Sprache.

Denn wie ich oben angedeutet habe, ist die Sprache nicht nur ein Organ des Verstandes und der Verstand nicht identisch mit dem Bewusstsein. 

Für das, worüber ich reden möchte gute Begriffe zu finden, stellt mich vor ein Problem. Denn alle mir bekannten Begriffe dafür stammen von Rationalisten, deren Weltsicht ich soeben als pure Spekulation widerlegt habe. Genau genommen handelt es sich dabei auch nicht um Spekulation, sondern um das Wunschdenken derer, die sich durch die unfassbare Wirklichkeit überfordert fühlen. Anstatt nun wie Sokrates ihre Ratlosigkeit einzugestehen, beharren sie auf der Richtigkeit ihres zweidimensionalen Denkens. Damit handelt es sich um Verrückte, was insofern lustig ist, als ja gerade sie meinen, die Vernunft für sich gepachtet zu haben. Andererseits besitzen sie leider tatsächlich seit der Aufklärung die Deutungshohheit in allen Fragen. Deshalb ist die landläufige Vorstellung von dem, was Verrücktheit ausmacht selbst schon ein Konstrukt von Verrückten. Denn ein vollständig irrationaler Mensch muss nicht zwangsläufig weniger von der Realität kennen, als ein gefühlloser Rationalist. Jemand der vollständig den Verstand verloren hat, befindet sich buchstäblich in einer anderen Welt, so viel ist richtig. Doch wer kann bitte festlegen, dass diese Welt, in der der Wahnsinnige lebt, mehr oder weniger real ist, als die eigene positivistische? Hierbei ist es jedoch wichtig, zwischen Wahnsinn und Schwachsinn zu unterscheiden. Mit Intelligenzminderung hat Verrücktheit nämlich wenig zu tun. Den Verstand zu verlieren heißt eigentlich, dass das Unterbewusste, welches üblicherweise vom Verstand unterdrückt wird, nun seinerseits diesen unterdrückt. Nun aber dem positivistischen Rationalisten ein grösseres Verständnis von der Wirklichkeit zu unterstellen, setzt bereits ein Vorurteil über das Wesen derselben voraus. In diesem Falle nimmt man dann an, die Wirklichkeit sei vollständig logisch und dem Verstande zugänglich aufgebaut und alles Irrationale darum eben unwirklich.

Nun habe ich bereits (wenn auch zähneknirschend) den Begriff des Unterbewussten gebraucht. Ich verwende ihn ausdrücklich nur aus einem Mangel an besseren Alternativen. Denn er stammt aus der Psychoanalyse, welche selber ein rationalistisches und damit unzureichendes Konzept ist. Die Seele zu analysieren ist müßig. Denn sicher lassen sich in ihr zwar gewisse Bereiche feststellen und auch manche Gesetzmäßigkeiten. Dies sollte uns jedoch nicht zu dem Irrtum verleiten, sie sei als Ganze gesehen nur das Produkt einer Synthese oder die Summe ihrer Teile. Auch hier will ich wieder den Begriff der Ehrfurcht ins Spiel bringen. Wenn Ehrfurcht in der Auseinandersetzung mit dem Makrokosmos, der objektiven Welt geboten ist, dann gilt dies nicht weniger für den Mikrokosmos, die innerlich-subjektive Welt. Denn auch diese ist transzendent. Sie verweist über sich selbst hinaus und ist im Kern geheimnisvoll. Und das ist auch meine Hauptkritik am Rationalismus, dass er als Haltung jeglicher Ehrfurcht entbehrt. Als Ausgeburt des Atheismus hat er keine Achtung vor Geheimnissen. Mysterien sind ihm verhasst, sind ihm nur lästige Hindernisse auf dem Weg zur absoluten Weltenträtselung. Dem atheistischen Rationalismus eignet daher eine geradezu unverschämt freche und penetrante Neugierde, die vor nichts und niemandem Halt macht. Und immer ist darin schon apriorisch jenes fatale Vorurteil enthalten, es habe ja ohnehin mit keiner Sache eine tiefere Bewandtnis. Der Lieblingssatz der Rationalisten lautet: "Das ist doch alles nur...". Nichts ist ihnen heilig. Ja der Begriff des Heiligen selbst ist ihnen ein Ärgernis, da er in ihren Augen Grenzen aufrichtet, wo natürlicherweise keine sind und damit der Totalherrschaft der Vernunft im Wege steht. Die Anmaßung hinter diesem Ansinnen, die Welt erschöpfend erklären oder die Psyche des Menschen entschlüsseln zu wollen ist grenzenlos. Der Turm zu Babel ist eine Sandburg dagegen.

Das ging gegen die Atheisten. Doch nun sind die Christen dran. Denn die sind leider in weiten Teilen ebenso mit dem Rationalismus infiziert, der, wie ich noch einmal betonen möchte, ein lupenrein atheistisches Konzept ist. Rationalismus, das ist die Grundannahme, dass die gesamte Wirklichkeit, die sichtbare und die unsichtbare Welt absolut logisch organisiert ist und dass Unwissenheit stets nur einen Mangel an Faktenwissen bedeutet. Diese fatale Auffassung findet sich sowohl im progressiven (also marxistisch verseuchten) als auch im konservativen Spektrum. Zu den konservativen Christen zähle ich hier katholische Dogmatiker ebenso wie protestantische Bibelfundamentalisten. Während eine Auseinandersetzung mit dem progressiven oder zeitgemäßen Christentum überflüssig ist, da dieses einen Widerspruch in sich selbst darstellt und schlechthin gar nicht wirklich christlich ist, gebietet es die Fairness, sich wenigstens mit den Irrtümern der Konservativen auseinander zu setzen, welche es wenigstens gut meinen.

In diesem Zusammenhange möchte ich ausserdem heraus stellen, dass der Hinweis auf den atheistischen Charakter des Rationalismus nicht einmal das stärkste Argument gegen diese Anschauung ist. Denn dadurch entsteht erst einmal nur die altbekannte Pattsituation, wo eine unbeweisbare These ("Gott gibt es!") gegen die andere ("Gott gibt es nicht!") steht. Der wohlmeinende Christ, der sich auf solche Spielchen einläßt, hat sich bereits ohne es auch nur zu merken vom Atheisten auf dessen ureigenstes Terrain locken lassen und gewährt ihm damit zumindest einen Heimvorteil. Tatsächlich ist nämlich die ewige Forderung nach Beweisen und Argumenten die typisch atheistisch-rationalistische Vorgehensweise und einem wirklich gläubigen Menschen nicht würdig. Wer sich nämlich einmal von dem Vorurteil befreit hat, die ganze Wirklichkeit müsse logisch aufgebaut sein, der wird sich erst klar darüber, dass der Widerspruch zwischen Vernunft und Glaube nur ein konstruierter ist und dass, während der Atheist irrtümlich die Vernunft auf seiner Seite wähnt, in jedem Falle aber eben nur diese, hier eben nicht nur These gegen These steht, sondern ein höchst eindimensionales Weltbild gegen eines, dass der Fülle und Ambivalenz unseres Bewusstseins viel eher Rechnung trägt und damit tendenziell überlegen ist. Eine solche Sichtweise hat sowohl die Erfahrung, als auch die Wahrscheinlichkeit auf ihrer Seite. Denn wer meint, in der Welt keine Beweise für Gott gefunden zu haben, gibt sich damit als ein Rationalist zu erkennen und damit als einer, der eine komplette Dimension des Daseins völlig ausblendet. Selbst wenn der Glaube am Ende nur Spekulation wäre: Die Erfahrungswelt des Gläubigen bliebe dabei doch die reichere.

Nun aber zu den Dogmatikern und Bibelexperten. Diese Menschen nehmen die Offenbarung, also etwas zutiefst irrationales und pressen sie in ein rationalistisches System. Damit tun sie dem Mysterium Gewalt an. Sicher ist Gott der Urheber der Vernunft und der Logik. Sicher ist es an sich nicht verkehrt, von dieser Vernunft Gebrauch zu machen. Nein, die Frage lautet bei solchen Dingen immer nur, wo die Vernunft am Platze ist und wo nicht. Die Erfahrung lehrt zweifelsfrei, dass es eine Wirklichkeit gibt, die der Vernunft nicht entgegen steht, sondern über diese hinaus geht. Und doch versuchen die Menschen zwanghaft neurotisch, selbst noch die übersinnlichen Erfahrungen in ein logisches System von Ursache und Wirkung hinein zu zwängen, weil sie ihnen Angst machen in ihrer Unergründlichkeit. 
Und wer von Gott spricht, darf vom Teufel nicht schweigen. Spätestens wenn der ins Spiel gebracht wird, hat es mit dem vernünftigen Glauben nämlich ein Ende. Jeder Versuch, das Böse als einen Mangel an Gutem auf rein ethischem Gebiet wegerklären zu wollen ist vollkommen lächerlich. Wenn es noch angehen mag, angesichts einer Welt des Leidens und der Ungerechtigkeit sich nicht zum Glauben an einen guten Gott durchringen zu können, so kann ich mit absoluter Gewissheit sagen, dass ein Mensch, der den Teufel leugnet, eindeutig in einer hermetisch abgeschlossenen Parallelwelt zuhause ist, die mit der wirklichen nicht mehr das Geringste zu tun hat. Mag Gott uns noch abstrakt erscheinen, der Teufel, als negative Transzendenz ist eine unübersehbare Realität. Das Prinzip von Gut und Böse geht weit über jede Ethik und damit auch wieder über den Bereich des Logischen hinaus. Moral ist höchstens ein Teilaspekt der Religion mit eher geringem Stellenwert. Wer für einen Moment seinen theologischen Elfenbeinturm verläßt und sich das Drama des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse in seiner unerhörten Brachialität vor Augen führt, der wird endlich zugeben müssen, dass wir es bei Gott und Teufel mit Kräften zu tun haben, die jenseits aller Logik stehen. Wir müssen deshalb Vernunft und Moral nicht suspendieren, aber sie endlich wieder auf den ihnen gebührenden Platz verweisen - die Nebenrolle im Weltendrama.